Rouen – Die schönsten Sehenswürdigkeiten

Schuld war wieder einmal Claude Monet. Der Impressionist, der das Portal der Kathedrale Notre-Dame in mehreren Bildern verewigte, lockte mich nach Rouen, der Hauptstadt der Normandie. Und auch wenn Monet nicht zu meinen Lieblingskünstlern gehört, wollte ich mir unbedingt dieses Portal ansehen und bei einem Spaziergang durch die Stadt die schönsten Sehenswürdigkeiten besichtigen.

Westfassade der Kathedrale von Rouen
Von Monet gemalt, von mir fotografiert: Die Westfassade der Kathedrale von Rouen
Infotafel vor der Kathedrale
Claude Monet und die berühmte Fassade

Angekommen in Rouen

Der Stellplatz für Wohnmobile befindet sich direkt auf der Ile-de-Seine. Ich laufe von dort zu Fuß Richtung Altstadt und überqueren die Seine über die Pont Pierre Corneille. Der Lyriker und Dramatiker Pierre Corneille wurde in Rouen geboren, Gustave Flaubert ebenso.

Mit der Verbrennung von Jeanne d’Arc auf dem Alten Markt schlug man 1431 ein dunkles Kapitel der französischen Geschichte auf. Um einer Verherrlichung der Jungfrau von Orleans zu verhindern, verstreute man ihre Asche in der Seine.

Würdiger zu Grabe getragen wurden hingegen die normannischen Herzöge. In der Kathedrale Notre-Dame befinden sich die Sarkophage von Rollo, dem ersten normannischen Graf, und von Heinrich dem Jüngeren. Ebenfalls bestattet wurde hier das Herz von Richard Löwenherz.

Die Kathedrale Notre-Dame

Dutzende Male schleiche ich um die Kathedrale von Rouen und versuche mir die einzelnen Details einzuprägen, ein schwieriges Unterfangen ob der Detailverliebtheit der Baumeister der damaligen Zeit. Früher oder später lande ich natürlich an der Westfassade, die Claude Monet mehrmals gekonnt in Szene setzte. Von 28 Bildern ist die Rede, die der Künstler aus meist einer einzigen Perspektive auf die Leinwand bannte.

Durch eine dunkelrote Tür gelange ich ins Innere der gotischen Kirche. Überraschenderweise ist es im Gotteshaus hell. Das Morgenlicht strahlt durch die schmalen Glasfenster und beleuchtet die Gläubigen, die sich in der Marienkapelle eingefunden haben. Auch in dieser Kapelle befinden sich prächtige Gräber aus der Zeit der Frührenaissance.

Das Portal der Kathedrale Notre-Dame in Rouen
Das Westportal der Kathedrale von Rouen
Im Inneren der Kathedrale von Rouen
Das Innere der Kathedrale ist ungewöhnlich hell
Seiteneingang der Kathedrale
Ein Seiteneingang der Kathedrale
Licht strömt durch die gotischen Fenster
Detail der Kathedrale von Rouen
Eine Figur aus Sandstein
Eine Figur in Notre-Dame
Seitenaltar mit einem Bild von Therese Lisieux
Die Heilige Therese von Lisieux
Ein Grabmahl in der Marienkapelle
Grabmahl in der Marienkapelle

Durch die Rue Saint-Romain

Meinen Stadtrundgang setze ich in der Rue Saint-Romain fort. Wenn ich wollte, könnte ich mir im Erzbischöflichen Palais eine Multimedia-Show über das Leben von Jeanne d’Arc ansehen. Viel lieber schlendere ich durch die Gasse und bewundere die Fachwerkhäuser.

Noch ist früher Vormittag, die Bistros und Gaststätten beginnen mit den Vorbereitungen für die Mittagsstunde. Die letzten Lieferfahrzeuge verlassen die Gasse, die Kellner arrangieren Tische und Stühle für die hungrigen Angestellten der umliegenden Büros und Geschäfte.

Eines von vielen Fachwerkhäusern in Rouen
Nur eines von vielen Fachwerkhäusern in Rouen

Am Ende der Rue Saint-Romain lande ich in der nächsten Kirche von Rouen.

Die Église Saint-Maclou und der Pestfriedhof Aître Saint-Maclou

Die Église Saint-Maclou, erbaut im spätgotischen Stil, wurde 1944 durch einen Bombenangriff stark zerstört. Die Renovierungsarbeiten dauern bis heute an, doch die Westfassade strahlt in neuem Glanz.

Foto von der Decke der Kirche Saint-Maclou
Das Innere der spätgotischen Kirche Saint-Maclou
In der Kirche Saint-Maclou
Eglise Saint-Maclou
Die Kirche Saint-Maclou in Rouen
Kirchenraum Saint-Maclou

Von der Kirche sind es nur wenige Schritte bis zum Pestfriedhof Aître Saint-Maclou. Der Friedhof befand sich ursprünglich rund um die Kirche Saint-Maclou. Aufgrund der vielen Todesfälle während der Pestepidemie musste man den Friedhof erweitern. Ein angrenzendes Grundstück wurde erworben. Da noch immer nicht genügend Platz für alle Toten war, verlegte man die Gebeine der früher Verstorbenen auf die Dachböden der Gebäude, die das Atrium (=Aître) umrahmte. Sogenannte Beinhäuser entstanden.

Pestfriedhof Aitre Saint Maclou
Pestfriedhof Aître Saint-Maclou

Das Beinhaus in Rouen ist übrigens nicht das einzige in Frankreich. Es gibt diese Art der Begräbnisstätten auch in Montvilliers, Blois und Montfort-l’Amaury.

In die hölzernen Balken und Stützen des Atriums in Rouen sind neben religiösen Symbolen Totenköpfe geschnitzt. Hierbei handelt es sich um einen „danse macabre“. Ebenfalls makaber ist die mumifizierte Katze, die in einer Wandnische eingemauert ist.

mumifizierte Katze
Die mumifizierte Katze

Ist es ein sogenanntes „Bauopfer“ (Katzen wurden im Mittelalter auch in Österreich in Gebäude eingemauert) oder ein Objekt der Kunststudenten, die seit einigen Jahren in den oberen Stockwerken des Gebäudes tätig sind?

Ich werde es wohl nie erfahren…

Mein Rundgang durch Rouen geht weiter

Ich wandere weiter durch die schmalen Gassen von Rouen Richtung Musée des Beaux-Arts. Mittlerweile füllen sich die Tische und Stühle vor den Bistros, die Stadt wirkt um einiges belebter als noch Stunden vorher.

Immer wieder bleibe ich stehen und fotografiere die grandiosen Fachwerkhäuser. Was das Bummeln in Rouen so angenehm macht, sind die verkehrsberuhigten Straßen. Die belebtesten Gassen der Innenstadt sind Fußgängerzonen, die wenigen Fahrzeuge sind Lieferantenautos.

Nachdem ich jeden Türknopf abfotografiert und auch die Streetart aufs Handy gebannt habe, bin ich bereit für einen Museumsbesuch.

Türklopfer
Streetart Rouen
Löwenkopf aus Holz
Türklopfer
Ecklokal in Rouen
Rouen Streetart
Legosteine am Justizpalast
Häuserzeile in Rouen
Streetart

Das Musée des Beaux-Arts

Vor dem Museum der schönen Künste befindet sich eine Skulptur von Marcel Duchamp. Der Künstler wurde in der Nähe von Rouen geboren und ging hier zur Schule.

Ich muss sagen, dass ich durch das Museum durchgerauscht bin, da mich eigentlich nur ein einziges Bild interessierte und zwar – wie sollte es anders sein – „Die Kathedrale von Rouen“, gemalt von Claude Monet. Als Monet dieses Gemälde gemalt hat, dürften Wolken über der Stadt gehangen sein. In grauen Schattierungen präsentierte er die Kirche. Einzig und allein ein oranger Strich über dem Portal bringt Farbe auf die Leinwand. Ist es der Zeiger einer Uhr?

Seltsam, denn an dieser Stelle gibt es zumindest heute keine Uhr mehr.

Museum der schönen Künste
Das Museum der schönen Künste mit einer Skulptur von Marcel Duchamp
Bild von Claude Monet
Monet gesucht, Monet gefunden

Musée de Beaux Arts
7, Square Verdrel
Öffnungszeiten täglich außer Dienstag von 10 bis 18 Uhr

Doch eine ganz besondere Uhr sollte mir bei meinem Rundgang durch die Stadt noch begegnen.

Doch vorher laufe ich noch zum Place du Vieux-Marche von Rouen

Place du Vieux-Marche heißt übersetzt alter Marktplatz. Im Zentrum des Platzes steht eine Kirche, daneben ein riesiges Kreuz, im Hintergrund alte Fachwerkhäuser, die Gaststätten beherbergen. Unter dem Anbau der modern gestalteter Kirche befindet sich ein kleiner, feiner Markt.

Bis ins Jahr 1836 fanden auf dem Place du Vieux-Marche Hinrichtungen statt, bei der wohl berühmtesten fand die 19-Jährige Jeanne d’Arc den Tod.

Das Kirchendach – gestaltet vom Architekten Louis Arretche – soll an die Flammen des Scheiterhaufens erinnern.

Zeit für meine Mittagspause

Die Auswahl an Creperien und Brasserien in Rouen ist riesig. Kurzentschlossen nehme ich Platz an einem Tisch des Restaurants Les Antilles am Places de la Pucelle. Viele weitere Tische sind besetzt, das ist mir Bürgschaft genug, einen Salat und ein Bier zu bestellen.

Salat im Restaurant Les Antilles
Mahlzeit!

Nachdem ich bezahlt habe, fällt mir die prächtige Fassade eines Hauses auf. Es handelt sich um das Hôtel de Bourgtheroulde. In dem ehemaligen Privathaus, das im 16.Jahrhundert erbaut wurde, befindet sich heute ein geschmackvolles Hotel.

Hotel de Bourgtheroulde
Hôtel de Bourgtheroulde

Ebenso geschmackvoll präsentieren sich die Köstlichkeiten der Chocolaterie Auzou in der Rue de Gros Horloge. Die Spezialität des Hauses heißt „Larmes des Jeanne“, also „Tränen der Jeanne“.

Es handelt sich um geröstete Mandeln, überzogen mit Nougat und Schokolade, die anschließend in Kakao gewälzt werden.

Da ich Macarons liebe, entscheide ich mich natürlich für die kleinen runden süßen Dinger, Geschmacksrichtung gesalzenes Karamell.

Chocolaterie Auzou
Himmlische Macarons verbergen sich in diesem Sackerl

Die astronomische Uhr in Rouen – Le Gros-Horloge

Solchermaßen gestärkt fällt mir der Aufstieg auf den Glockenturm leicht. Ein Tor verbindet den Turm mit dem alten Rathaus. Auf beiden Seiten des Torbogens befinden sich die beiden großen goldenen Ziffernblätter der astronomischen Uhr, die zu den ältesten astronomischen Uhren Europas gehört.

Astronomische Uhr in Rouen
Eine der ältesten astronomischen Uhren in Europa
Ausblick auf die Rue de Gros Horloge
Ausblick auf die Rue de Gros Horloge
Uhrwerk der Gros Horloge in Rouen
Das Uhrwerk
Rouen von oben
Rouen von oben
Goldene Lamm der Gros Horloge
Blick auf das Goldene Lamm und die Kathedrale von Rouen
Aussicht auf die Kathedrale von Rouen vom Uhrturm aus
Ausblick auf die Kathedrale
die Gros Horloge
die Gros Horloge in Rouen

Doch nicht nur die Mechanik der Uhr faszinieren, auch der Ausblick vom Turm auf die Altstadt überzeugen mich, in einer besonderen Stadt Frankreichs zu Gast zu sein.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Rouen:

  • Musée Secq des Tournelles
  • Panorama XXL
  • Botanische Garten
  • Keramikmuseum
  • Flaubertmuseum
Die Altstadt von Rouen
Rouen ist eine tolle Stadt!

Von Rouen ist es nicht weit bis nach Giverny, wo Claude Monet gelebt und seine berühmten Seerosenbilder gemalt hat.
Giverny – Zu Besuch bei Claude Monet

4 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Netreisetagebuch am 02/08/2021 um 17:04

    Liebe Gudrun,
    ich muss gestehen, sich von einem Gemälde zu einer Reise inspirieren zu lassen, das hat was.
    Aber Rouen sieht auch wirklich bezaubernd aus.
    Liebe Grüße Annette

  2. Veröffentlicht von Britta am 02/08/2021 um 17:28

    Liebe Gudrun,
    in Rouen war ich vor vielen Jahren und erinnere mich noch an die tolle Gros-Horloge. Es scheint ja aber noch einige andere sehenswerte Orte zu geben – und ich bin ja tatsächlich großer Monet-Fan. Steht also genauso wie Giverny wieder auf meiner Liste.
    Viele Grüße
    Britta

  3. Veröffentlicht von Julia Beatrice am 02/08/2021 um 18:11

    Hallo Gudrun,
    ein wunderschöner Artikel. Leider habe ich Rouen während meiner Reise in die Normandie verpasst – dank deines Beitrags konnte ich wenigstens in Gedanken dorthin reisen.

    Vielen Dank!
    Liebe Grüße

    Julia

  4. Veröffentlicht von Sina am 03/08/2021 um 16:09

    Liebe Gudrun,

    ich war tatsächlich in jungen Jahren mehrmals in Rouen, aber kann mich irgendwie gar nicht mehr daran erinnern. Damals war mein Focus offensichtlich ein anderer. Deine Bilder zeigen mir, dass es dort viel schöner ist, als ich so in meinem Köpfchen abgespeichert habe und ich vielleicht noch mal hin sollte.

    Liebe Grüße,
    Sina

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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

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Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.

Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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