Die Alabasterküste in der Normandie – Von Le Tréport bis Étretat
Porte d’Aval, Porte d‘Amont, Manneporte und Aiguille heißen die beeindruckenden Felsformationen an der Alabasterküste in der Normandie. Und angenommen, ich hätte nur einen einzigen Tag Zeit gehabt, hätte es mich wohl ausschließlich nach Étretat verschlagen. In diesem Küstenort verbrachte schon Claude Monet einen ganzen Winter und bannte Wetter, Meer und Wellen auf Leinwände, die heute die Wände der berühmtesten Museen der Welt schmücken.
Étretat war eine gute Wahl für den Impressionisten, dem ich schon in Rouen und Giverny begegnet bin. Doch glücklicherweise hatte ich mehr Zeit im Gepäck, als Monet Farben auf seiner Palette hatte und besuchte neben Étretat noch die Ortschaften und Strände bei Le Tréport, Criel-sur-Mer, Veules-les-Roses, Yport und Fécamp.
Le Tréport an der Alabasterküste
Tréport wird mir weniger wegen der Kreidefelsen, der Fischhalle am Hafen oder der Kirche in Erinnerung bleiben, sondern in erster Linie wegen der moules et frites, die ich in dem kleinen Restaurant Le Cordiers zu mir genommen habe.
Erst nach dieser Stärkung war ich zu einem Bootsausflug und einem längeren Spaziergang am Strand bereit.
Sandstrände sind an der Alabasterküste allerdings dünn gesät, was auch kein Wunder ist. Das geologische Zusammenspiel aus Regen, Frost, Tauwetter, Wellen, Meer und Felsen erzeugt im Laufe der Jahre Kieselsteine. Und diese Kieselsteine sind nicht nur begehrtes Baumaterial, sondern wurden auch zur Porzellan- und Kosmetikherstellung benutzt. Mittlerweile versucht man die Ausbeutung der Kiesstrände zu unterbinden.
Dem Wanderweg von Le Tréport nach Criel-sur-Mer folge ich nur wenige Meter. Die weißen Strandhütten mit bunten Dächern am dortigen Kieselstrand fotografiere ich erst am nächsten Tag.
Der Bunker in Sainte-Marguerite-sur-Mer
Die Beschreibungen im Reiseführer von Dieppe, dem ältesten Seebad an der französischen Kanalküste, überzeugen mich nicht wirklich. Viel lieber folge ich dem Rat, auch dem Landesinneren einen Besuch abzustatten.
So lande ich beim Château de Mirosmenil. Zu gerne hätte ich das Innere des Schlosses besichtigt. Immerhin wurde hier 1850 der französische Erzähler Guy de Maupassant geboren. Doch leider sind die Besichtigungszeiten auf der Webseite nicht korrekt und ich ziehe enttäuscht von dannen.
Meine Laune verbessert sich schlagartig, als ich am Strand von Quiberville eine Crêpe serviert bekomme, gefüllt mit caramel au beurre salé. Davon kann Maupassant nur Träumen!
Ich wähne mich ebenfalls in einen Traum, als ich beim anschließenden Spaziergang am Strand einen riesigen Betonkoloss erblicke. Das hässliche Riesending ist ein Relikt des Atlantikwall und plumpste eines Tages von der Steilküste auf den Strand.
Veules-les-Roses, das Rosendorf
Schon vor 8 Uhr früh bin ich auf den Beinen und marschiere vom Campingplatz hinunter ins Dorf Veules-les-Roses. Die morgendliche Wanderung steht unter dem Motto: „Wo bekomme ich ein Croissant her?“
Die Suche nach der boulangerie wird verzögert durch unzählige Fotos, die ich von diesem bezaubernden Dorf machen muss. Rosen an der Wand, Rosen an den Fenstern, Rosen im Garten, überall Rosen. Nur der Strand ist rosenfrei!
Dafür gibt es eine kleine Grotte, die nach Victor Hugo benannt wurde. Der Schriftsteller war des Öfteren zu Besuch in dem kleinen Dorf. Wahrscheinlich war er Rosenliebhaber!
Veules-les-Roses ist noch wegen zwei Besonderheiten bekannt. Es zählt zu den schönsten Dörfern Frankreichs und verfügt über den kürzesten Fluss in Frankreich.
Und in meinem geheimen Punkterennen für das beste Croissant darf ich verkünden: Douze points pour Veules-les-Roses!
Fécamp und der Regen
Die Regenfront erwischt mich in Fécamp. Die sonst so leuchtenden Kreidefelsen der Alabasterküste erscheinen im stumpfen Grau. Sogar die Möwen blicken missmutig um sich bevor sie ihr kreischendes Lachen ertönen lassen.
Am Cap Fagnet treffe ich wieder auf Überreste des Atlantikwall.
Bloggerkollegin Hilke hatte bei ihrem Besuch in Fécamp schöneres Wetter: Postkarte aus Fécamp
Yport und noch mehr Regen
Warum mir Yport in Erinnerung bleiben wird? Weil ich mich dort circa 25 Minuten im WC am Strand eingeschlossen habe um dem schlimmsten Regen zu entkommen. Erst dann bin ich zum Buffet einige Meter weiter geflüchtet um einen Espresso zu trinken.
Noch 10 Minuten Regen, orakelte der Cafébesitzer und blickte abwechselnd in den Himmel und auf sein Handy. Nach exakt 10 Minuten fiel der letzte Tropfen vom Himmel.
Étretat – Das beliebteste Seebad an der Côte d’Albâtre
Wie zu Beginn erwähnt war Claude Monet in Étretat um die Falaises zu malen. Doch auch die Maler Gustave Courbet, Georges Seurat und Eugene Delacroix verewigten die Alabasterküste in Gemälden und Aquarellen.
Doch auch in der Literatur fand die einzigartige Landschaft ihren Einzug. Georges Simenon wählte Étretat, Yport und Fécamp als Schauplätze für seinen Kriminalroman „Maigret und die alte Dame“. Doch bereits einige Jahre früher schrieb Maurice Leblanc, der in Étretat eine Villa besaß, zahlreiche Erzählungen mit der Hauptfigur Arséne Lupin.
Die Villa des Schriftstellers in der Guy de Maupassant lässt sich besichtigen, doch die Hauptrolle in Étretat spielt immer noch die Steilküste.
3 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Wunderschöne Bilder! Die Aussicht war bestimmt schön. Danke dir für deinen Artikel! 🙂
Liebe Gudrun,
was ein toller Artikel!
Wir lieben die Alabasterküste und haben nun schon wieder Sehnsucht.
Da es dieses Jahr in die Bretagne geht, planen wir noch einen Zwischenstopp in der Normandie und ich denke Veules-les-Roses steht nun unbedingt auf der Agenda.
Bisher haben wir es nie dorthin geschafft, aber es ist ja wirklich ein Traum (danke für die tollen Bilder)!
Kathrin
Ich wünsche euch eine schöne Reise!