Wildes Wien – Ein Buch von Alexandra Maria Rath
„Was hältst Du vom Stadtpark? Gibt es da etwas Wildes zum Entdecken?“ Der Mailverkehr zwischen Alexandra Rath und mir mag für Außenstehende etwas seltsam anmuten. Doch sie antwortete mir mit einem „Sicher! Kommt auch im Buch vor.“
Und so machte ich mich an einem Regentag im November auf um das wilde Wien im Stadtpark kennenzulernen. Die Enten, die im Wienfluss saßen und ihre Köpfe im Gefieder versteckten, fühlten sich übrigens nicht angesprochen. Auch nicht die Tauben, die wild mit den Flügeln schlugen um ihre Konkurrenten von den Brotkrumen zu verscheuchen.
Nur Johann Strauß lächelte wissend von seinem Podest im Stadtpark. Denn dem goldenen Walzerkönig sind gleich mehrere Seiten in Alexandras Buch „Wildes Wien“ gewidmet.
Wildes Wien – Gegessen wird, was in der Stadt wächst
Das Buch, das im Frühjahr 2021 im Gmeiner Verlag erschienen ist, ist ein Buch über essbare Wildpflanzen. Gleichzeitig ist es aber auch ein Kochbuch mit über 50 Rezepten. Zusätzlich finden die Leser in den wunderschön illustrierten Kapiteln allerhand Wissenswertes über Wiener Sehenswürdigkeiten.
Zusammengetragen hat dieses Wissen die Ernährungsexpertin Alexandra Maria Rath, die bereits am Denkmal auf mich wartet. „Ich zeig Dir gleich, wo wir das Foto mit der Goldrute und der Strauß Statue gemacht haben“, sprudelt die Autorin los und zeigt auf ein Art Blumenbeet, das zum jetzigen Zeitpunkt – es ist November -, vom Herbst in Beschlag genommen war.
Die Goldrute ist eine Zuagraste, erfahre ich von Alexandra. Somit gibt es neben der goldenen Farbe noch eine zweite Gemeinsamkeit mit dem vielgereisten Komponisten Strauß.
Alexandra verarbeitet die Blütendolden der Pflanze mit vielen weiteren Zutaten zu Wiener Magenbitter (Rezept auf Seite 166).
Welche Wildpflanzen gibt es in Wien?
In Alexandras Buch tummeln sich 20 Wildpflanzen, denen jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Dabei handelt es sich glücklicherweise nicht um seltene Exoten, sondern um deppensicher erkennbares Grünzeug wie Löwenzahn, Gänseblümchen oder Brennnessel.
Sogar Wildveilchen lassen sich in Wien finden. Sie werden im Buch mit Kaiserin Sisi in Verbindung gebracht, die als Naschkatze bekannt war und Veilcheneis mit kandierten Veilchen liebte (Rezept auf Seite 36 im Buch).
Während unseres Spaziergangs im Stadtpark zeigt Alexandra auf Löwenzahn und roten Klee und plaudert über deren Wirkstoffe. Einen Moment später hält sie mir ein zerriebenes Blatt der Gundelrebe vor die Nase und lässt mich daran riechen.
Wie aus einer Idee ein Buch entsteht
In den weiteren Minuten, die dann zu Stunden wurden, erzählt sie mir über die Entstehungsgeschichte des Buches. Über die faszinierende Arbeit mit Food-Fotografen, die das perfekte Geschirr mit dem perfekten Gericht kombinieren und diese Szenerie belichten. Über die Zusammenarbeit mit Magistratsabteilungen, die sich für Fotogenehmigungen verantwortlich zeigen, die interessanten Stunden mit Historikerinnen und Wissenschaftlern und natürlich auch über die Verlagssuche.
Herausgekommen ist auf jeden Fall ein wunderbares Geschenk für Kräuter-, Wien- und Rezeptliebhaber, dass seit Februar mein Kochbuchregal bereichert.
Alexandra bietet übrigens auch Kochkurse und essbare Stadtspaziergänge an >>zur Homepage<<
Wie man Bärlauch erkennt, habe ich in Bergheim im SalzburgerLand gelernt >>zum Bericht<<
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.