Jerash – Gerasa in Jordanien
Heißt der Ort an dem ich mich im Moment befinde nun Jerash oder Gerasa? Angekommen bin ich auf jeden Fall in Jerash, einer quirligen Stadt in Jordanien, die etwa 40 Kilometer nördlich von Amman zu finden ist. Doch als ich vor dem Hadriansbogen stehe, meinen Kopf in den Nacken lege und das beeindruckende Bauwerk betrachte, lande ich unweigerlich im antiken Gerasa, eine von den Römern erbaute Stadt, die heute zu den TOP-Sehenswürdigkeiten in Jordanien zählt.
Gerasa oder Jerash – Eine antike Stadt in Jordanien
Schon vom Balkon meines Hotelzimmers bekomme ich einen Einblick auf das riesige Gelände von Gerasa. Gerasa, ein Name – ich gebe es zu – , den ich noch nie zuvor in meinem Leben gehört habe. Doch geht es uns nicht oft so mit historischen Stätten, deren Namen wir vielleicht im Geschichtsunterricht gehört haben, deren Daten wir für einen Test abgefragt wurden und die wir trotzdem vergessen haben?
Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung geht auf das 3. Jahrhundert vor Christus zurück. Funde belegen eine Besiedlung bereits im 7.Jahrtausend vor Christus. Unter diesen Jahreszahlen kann ich mir gar wenig bis gar nichts vorstellen.
Meine Vorstellungskraft wird erst angefeuert durch die Eroberung der Römer im Jahr 63 vor Christus. Es entstanden Tempel, Tore, Bäder, Marktplätze und Theater, eben alles, was eine antike Ansiedlung zu einer typisch lebenswerten römischen Stadt macht.
Meinen Spaziergang durch Jerash (Gerasa) beginne ich beim Hadrianstor.
Das Hadrianstor in Gerasa
Alle Besucher der antiken Stätte schreiten heute durch das Hadrianstor, das zu Ehren des römischen Kaisers Hadrian erbaut wurde. Er besuchte Gerasa um 129 nach Christus. Das Tor ist 25 Meter breit, 22 Meter hoch und trägt auch den Namen Hadriansbogen. Das Monument wirkt wie ein Triumphbogen.
Gleich links vom Tor entdecke ich den Zugang zum Hippodrom. Bis zu 17.000 Besucher fanden auf den Rängen Platz. Im späten 4. Jahrhundert änderte sich der Verwendungszwecks der Anlage. Im nördlichen Teil wurden Gladiatorenkämpfe veranstaltet, während der südliche Teil von Töpfern in Beschlag genommen wurde. Jahrzehnte später zerstörte ein Erdbeben das Hippodrom.
Besichtigung von Zeustempel und Südtheater
Der offizielle Eingang der Stadt beginnt beim Südtor. Das Tor gleicht dem Hadriansbogen, wenngleich es nicht so reich verziert ist. Von dort aus ist es nicht weit bis zum Ovalen Platz.
Der Ovale Platz gilt wegen seiner Form als einzigartig. Von hier aus führt der Cardo Maximus, eine säulengesäumte Straße, bis zum Nordtor. Besonders schöne Fotos vom Ovalen Platz gelingen vom Zeustempel.
Kaum betrete ich das Südtheater, fängt ein Dudelsackspieler an, eine Melodie zu spielen. Ich bin die einzige Besucherin in dem Theater, auf dessen Sitzreihen um die 3500 Zuschauer Platz finden. Noch heute füllen sich die Tribünen beim Jerash Festival, das jährlich im Juli stattfindet.
Der Artemistempel in Gerasa
Artemis war die Schutzgöttin von Gerasa, es ist also kein Wunder, dass der ihr geweihte Tempel das größte erhaltene Bauwerk auf dem Gelände ist. Der ursprüngliche Zugang zum Tempel erfolgte über die Propyläen, ein reich verzierter Zugang mit vielen Treppen.
Obwohl Artemis als Göttin verehrt wurde, wurde der Bau des Tempels nie vollendet.
Unweit des Tempels befindet sich das Nordtheater. Während meines Spaziergangs fotografiere ich unzählige mit Ornamenten verzierte Säulen und Steinfragmente. Die Römer waren sehr pragmatisch, was die Nutzung ihrer Gebäude anlangte. Fanden einige Bauwerke keine Verwendung mehr, wurden die Steine an andere Plätze verfrachtet und anderwärtig genutzt.
So entstanden unweit des Artemistempel einige Kirchen, deren Bauteile vom Artemistempel stammen. Aus Zeitmangel habe ich die Kirchen nicht besichtigt.
Cardo Maximus
Zurück an der Hauptachse von Jerash, dem Cardo Maximus, bewundere ich diesen imposanten Brunnen der Stadt. Das Nymphäum besteht aus zwei Stockwerken, dessen untere Hälfte mit Marmor verkleidet war.
Entlang des Cardo Maximus spaziere ich noch bis zum Nordtor, bevor ich mich wieder auf den Weg zum Ausgang mache.
Insgesamt verbrachte ich drei Stunden in der antiken Stadt Jerash, wobei ich längst nicht alles besichtigt habe.
Besichtigung von Jerash
- Jerash liegt etwa 50 Kilometer von Amman entfernt.
- Das Visitorcenter mit Kartenverkauf befindet sich in der Nähe des Hadriantors.
- Der Eintritt beträgt 10 JD.
- Mit dem Jordan Pass ist der Eintritt frei.
Öffnungszeiten (laut Webseite des Jordan Pass):
- November bis März: 8 – 16 Uhr
- April, Mai: 8 – 17:30
- Juni bis Oktober: 8 – 18:30
- Heiliger Monat Ramadan: 8:30 – 18 Uhr
3 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Liebe Gudrun,
meine Jordanien-Reise liegt schon eine Weile zurück, aber Jerash (Gerasa) ist als ein Highlight im Kopf geblieben. Für mich die schönste Römerstadt, die ich je besucht habe. Schön, dass ich mit deinen tollen Fotos noch einmal zurückreisen konnte!
Liebe Grüße
Elke
Liebe Gudrun,
wir hatten beim Besuch in Jerash dauernd das Gefühl, dass da gleich irgendwo Asterix und Obelix um die Ecke schleichen. Selten habe ich an einer antiken Stätte Geschichte so lebendig erlebt wie dort. Dein Beitrag weckt da echt tolle Erinnerungen. Hast du auch die Pfefferbäume entdeckt? Seit ich in Jerash war, weiß ich, darf mich jede:r gern dahin schicken, wo der Pfeffer wächst :-)).
Liebe Grüße
Angela
Oh nein, wo wären denn die Pfefferbäume gewesen?