Quito – Reisetipps und Sehenswürdigkeiten
Quito in eine Schublade zu stecken fällt schwer. Mal wird die Stadt als höchstgelegenste Hauptstadt der Welt bezeichnet, was übrigens nicht stimmt, denn La Paz in Bolivien liegt 775 Höhenmeter höher. Ob La Paz allerdings wirklich die Hauptstadt Boliviens ist, ist eine andere Frage, denn offiziell trägt Sucre diesen Status. Des weiteren wird Quito mit den Beinamen „Kirchenstadt“ versehen, was meiner Meinung ebenfalls gut zu Venedig oder Rom passen würde.
Auch „Kloster Amerikas“ fällt in einem Atemzug mit Quito. Weiters gibt es noch die Tatsache, dass Quitos Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Diese Auszeichnung tragen mittlerweile viele Städte wie zum Beispiel Wien oder Graz, aber Quito bekam diesen Status bereits im Jahre 1978 verliehen und war somit gemeinsam mit Krakau die allererste Stadt überhaupt mit diesem Gütesiegel.
„Mein“ Quito sollte ich bei stundenlangen Spaziergängen am frühen Morgen kennenlernen. Das war einerseits dem Jetlag geschuldet, andererseits mag ich es, Städte abseits des Trubels zu erleben. Und ihr könnt mir glauben, der Verkehr in Quito ist gewöhnungsbedürftig. Fußgänger sind bestenfalls geduldet.
Die Altstadt in Quito am frühen Morgen
Um 7 Uhr früh ist die Welt in Quito noch in Ordnung. Zwar nicht vor meinem Hotel, wo sich Autos mit Bussen Duelle liefern. Eine Verkehrspolizistin zeigt in alle Richtungen, ein Bus schrammt beim Abbiegen den Randstein, Fußgänger warten geduldig auf das Grün der Verkehrsampel. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, sich durch die Autos zu schlängeln um schnell die Straße zu überqueren.
Auch ich warte geduldig bis mir die Fußgängerampel die richtige Farbe anzeigt und sprinte über die Straße.
Nur eine Gasse weiter stehe ich in der verkehrsberuhigten Zone der Altstadt. Wenige Personen sind mit mir unterwegs, sie haben keinen Blick für die Balkone, Fassaden und Hauseingänge, sie eilen in die Arbeit. Noch sind die Geschäfte mit Rollbalken versehen, um 7 Uhr früh kein Wunder.
Ich frage mich, wo ich so früh einen Kaffee herbekomme und lande am Unabhängigkeitsplatz. Noch weiß ich nicht, dass ich an diesem Platz viel Zeit verbringen werde. Das ist einzig und allein einem kleinen Kaffeehaus mit dem Namen „Dulceria Colonial“ geschuldet, das sich in einem Gewölbe an der Außenseite der Kathedrale befindet. Vier kleine Tische stehen einladend für das Frühstück bereit.
Placa de la Indepencia in Quito – La Placa Grande
Der Placa de la Indepencia in Quito ist so etwas wie das Herz der Stadt. Quito selbst ist riesig, auf etwa 8 Kilometern Länge schmiegen sich die Häuser an die Flanken der Vulkane und bilden das zu Hause von 2,2 Millionen Einwohnern, wenn man den offiziellen Zahlen glauben darf.
Der Unabhängigkeitsplatz, der auch Placa Grande genannt wird, ist winzig zum Vergleich der riesigen Stadt und beherbergt doch die wichtigsten Gebäude. Der streng bewachte Regierungspalast blickt auf das moderne Rathaus samt Touristeninformation, währenddessen sich die Kathedrale vis-a-vis des erzbischöflichen Palastes befindet.
Ein wachsames Auge auf all diese Bauten hat die Freiheitsgöttin Libertas, die auf einem Sockel am Platz steht. Seit 1906 bewacht die Göttin diesen Platz und ist mittlerweile schon so in die Jahre gekommen, dass sie während des Zeitpunkts meines Besuches renoviert wird.
Kirchen und Klöster in Quito
Die Bezeichnung „Kirchenstadt“ für Quito ist übrigens völlig zutreffend, wobei ich noch den Zusatz „golden“ verwenden würde, also die „goldene Kirchenstadt“ oder die „Quito, die Stadt mit den goldigsten Kirchen der Welt“.
Von außen sehen manche Kirchen allerdings sehr unscheinbar aus. Die Kirche, die mich persönlich am meisten beeindruckt hat, war am wenigsten prunkvoll geschmückt, wurde erst 1988 eingeweiht und ging als größte neugotische Kirche Amerikas in die Baugeschichte ein.
Basílica del Voto Nacional
Ich bin viel zu früh vor Ort, das Kassenhäuschen bestehend aus einem alten Schreibtisch vor der Kirchentür ist unbesetzt, die Tür fest verschlossen. So ziehe ich eine Runde um die Kirche und entdecke, dass es einen Aufzug zu den beiden Türmen gibt, genauer gesagt, für jeden Turm einen eigenen. Mein Entschluss war schnell gefasst: Da muss ich rauf! Doch auch hier heißt es: Bitte warten.
Pünktlich um 8 Uhr früh öffnet sich die Pforte und ich erkunde den Innenraum der Basilica. Ich bin von dem neugotischen Gebäude schwer beeindruckt und knipse ein Foto nach dem anderen.
Etwa eine Stunde später steht dann auch das Liftpersonal bereit und weist mir den Weg zum Kassenhäuschen. Eine Person eilt mit mir zum Lift, sie ist Verkäuferin im Souvenirshop in einem der Türme. Neben zwei Geschäften mit Souvenirs gibt es übrigens auch ein Kaffeehaus auf einem der Kirchtürme.
Doch ich bin einzig und allein wegen der Aussicht auf den Türmen und werde nicht enttäuscht. Als weitere Sehenswürdigkeiten entpuppen sich das Rosettenfenster, das man von ganz nah betrachten kann, und der Gang über das Kirchendach.
Iglesia de la Compañía de Jesús – Die Jesuitenkirche
162 Jahre dauerten die Bau- und Dekorationsarbeiten an dieser Jesuitenkirche, die zu den schönsten Kirchen Amerikas gezählt wird. Mir persönlich gefällt die Schlichtheit der Basilika besser, aber sieben Tonnen Blattgold üben durchaus eine faszinierende Wirksamkeit auf das Augenlicht aus. Fotografieren ist übrigens streng verboten in dieser Kirche, somit kann ich euch die verschwenderische Pracht nicht zeigen.
Was ich euch allerdings zeigen darf, sind Fotos vom Dach auf die umliegenden Gebäude. Besonders beeindruckend finde ich den Blick auf den Plaza San Franzisco mit Kirche und Kloster.
Die Franziskanerkirche samt Kloster
Wie der Unabhängigkeitsplatz gehört auch der Franziskanerplatz in Quito zu den Orten, an denen man unweigerlich im Laufe des Tages landet – ob man will oder nicht. In vielen Kirchen finden am frühen Morgen Gottesdienste statt, so auch in der Franziskanerkirche. Aus Respekt vor den Gläubigen habe ich deshalb von einer Besichtigung zu diesem Zeitpunkt abgesehen und kam einen Tag später wieder.
Diesmal besuche ich nicht nur die Kirche, die sich punkto Reichtum und goldener Herrlichkeit mit der Jesuitenkirche messen kann, sondern ich suche auch das Kloster auf. Mit so einem schönen Innenhof habe ich allerdings nicht gerechnet. In den Räumlichkeiten des Klosters ist ein Museum untergebracht. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit auf die Kirchtürme zu steigen. Eine Gelegenheit, die ich mir natürlich nicht entgehen lassen kann.
Noch mehr Kirchen in Quito
Auf meinem Besichtigungsplan standen eigentlich keine Kirchen mehr, aber wie schon geschrieben, kann man ihnen in Quito schwer ausweichen. Daher landete ich noch in folgenden Gotteshäusern:
- Iglesia El Sagrario
- Basilika La Merced
- Iglesia Santa Clara – Diese Kirche habe ich nur von außen betrachtet
Museen in Quito
Ausweichen konnte ich auch den Museen in Quito nicht. Wobei ich gemessen an der Museumsdichte mit dem bereits erwähnten Museum im Franziskanerkloster nur zwei weitere besucht.
Museo de la Cuidad
Das Stadtmuseum von Quito ist in einem ehemaligen Krankenhaus untergebracht. Neben den modern gestalteten Ausstellungsräumen ist der gesamte Komplex einen Besuch wert. Besonders gut gefallen haben mir die beiden Innenhöfe.
Casa de Sucre
Die Casa de Sucre ist das rekonstruierte Wohnhaus des Generals Antonia José de Sucre. Der Besuch in die Museumsräumlichkeiten gibt einen guten Einblick in die Räumlichkeiten einer wohlhabenden Familie im 18. Jahrhundert.
Der Eintritt in das Refugium ist gratis und die eiligst herbeigerufene Sekretärin gab mir eine Führung ein englischer Sprache.
Quito von oben – Die schönsten Aussichtspunkte
Viele Aussichtspunkte in Ecuadors Hauptstadt habe ich ehrlicherweise zufällig entdeckt. Dazu gehören die bereits erwähnten Ausblicke von Kirchtürmen und Kirchendächern, wie der Basilika, der Jesuitenkirche und der Franziskanerkirche.
Ein Ausblick wird allerdings immer wieder genannt, wenn es um Quito geht. Für diesen Ausflug muss man sich allerdings einige Stunden Zeit nehmen.
Mit dem Taxi zur TelefériQo
Schon alleine die Taxifahrt zur TelefériQo, einer Seilbahn, die zum Loma Cruz führt, ist ein kleines Abenteuer. Den Fahrpreis habe ich vor der Abfahrt mit dem Taxifahrer besprochen, nach 20 Minuten durch den dichten morgendlichen Verkehr landen wir am Markt, wo ich in ein anderes Taxi verfrachtet werde und die rasante Fahrt Richtung Stadtrand weitergeht.
Schließlich lande ich bei der Seilbahnstation, wo bereits einige Touristen in Wanderausrüstung vor mir warten. Das Kaufen der Fahrkarte ist generalstabsmäßig geplant. Mal hieranstellen, mal da anstellen, schließlich halte ich eine Karte in Händen, passiere den Schranken und schwebe empor – in die Nebel- und Wolkensuppe.
Oben angekommen marschieren die Ausgerüsteten weiter Richtung Gipfel, die weniger trainierten nehmen mit einer Schaukel vorlieb und/oder lassen sich mit Lamas fotografieren. Ein Bild, ein Dollar, der Besitzer der Tiere muss Millionär sein.
Beim Hinuntergondeln lässt sich Quito dann doch noch blicken.
Versteckte Sehenswürdigkeiten in Quito – Die Innenhöfe
Ob mit Palmen geschmückt, detailreichen Verzierungen oder Stromkabeln, die von den Wänden hängen, die Patios in Quito sind verborgene Ruheoasen in der Stadt.
Besonders hervorzuheben sind die Innenhöfe im Franziskanerkloster.
Das Stadtviertel Marisco
Marisco möchte ich jetzt nicht unbedingt als Sehenswürdigkeit bezeichnen, doch da ich genügend Zeit hatte, habe ich mich auch in diesem Stadtviertel Quitos umgesehen. Wieder war ich am frühen Morgen unterwegs. Ich hatte das Gefühl, der Stadtteil lag noch in tiefem Schlummer.
Gut gefallen haben mir die kleinen, bunt bemalten Kioske, was mich zu Quito’s StreetArt bringt. Und die ist nämlich großartig!
StreetArt in Quito
Ehrlicherweise habe ich es verabsäumt, mir die Künstlerinnen und Künstler zu notieren oder die genauen Standpunkt der Murals zu markieren. Aber wenn ihr die Augen offenhält, werdet ihr von den grandiosen bemalten Wänden begeistert sein.
Eine Sehenswürdigkeit, die keine ist – Calle La Ronda
Wahrscheinlich war ich zur falschen Zeit am falschen Ort, aber die Calle La Ronda, die als schönste Gasse in Quito bezeichnet wird, fand ich ziemlich langweilig. Es ist eine Gasse mit zu Tode renovierten Häusern, von den vielbeschriebenen Restaurants, Geschäften und Kaffeehäusern hatte kein einziges geöffnet.
Das waren meine Erfahrungen mit Quito! Falls mir eine wichtige Sehenswürdigkeit entgangen sein sollte, schreibe mir doch ein paar Zeilen.
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.