Die Kurische Nehrung – Baltikum Rundreise

Die Kurische Nehrung (Neringa) gehört zu den Sehnsuchtszielen aller Reisenden, die Litauen besuchen. Der einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft der schmalen Landzunge ist es zu verdanken, dass die Kurische Nehrung unter dem Schutz der UNESCO steht. Besonders sehenswert gelten die Parnidis Düne, die Orte Nida (Nidden) und Juodkrantė (Schwarzort) und das Sommerhaus des Schriftstellers Thomas Mann, das für Besucherinnen und Besucher offen steht.

Dann gibt es noch einsame Sandstrände, eine Kormorankolonie, bunt bemalte Fischerhäuschen und zahlreiche Rad- und Wanderwege. Somit stand logischerweise auch dieses Reiseziel auf unserem Besichtigungsplan bei unserer Wohnmobiltour durchs Baltikum.

Skulptur Jean-Paul Sartre
Auf der Kurischen Nehrung wird mit dieser Skulptur der Philosophen Jean-Paul Sartre geeehrt

Kurische Nehrung: Die Anreise

Auch mit dem Wohnmobil ist die Anreise auf die Kurische Nehrung kein Problem. Es gibt zwei Fähren ab Klaipeda, die Touristinnen und Touristen auf die Kurische Nehrung bringen. Doch Vorsicht! Nur die neue Fähre (Abfahrtsterminal: Nemuno Str. 8) ist groß genug um Autos und Wohnmobile zu transportieren.

Da wir im Mai unterwegs waren, sparten wir uns eine Online-Ticketbuchung. In den Sommermonaten und an den Wochenenden würde ich jedoch auf jeden Fall ein Ticket vorab kaufen. Dies geht unkompliziert auf der Webseite der Fährgesellschaft >>  https://keltas.lt/en/ <<

Die alte Fähre fährt meist halbstündlich und transportiert ausschließlich Passagiere und Passagiere mit Fahrrädern (Abfahrtsterminal: Šiaurinis ragas, Danės Str. 1).

Die Fahrzeit beider Fähren beträgt um die 4 Minuten. Und nochmals Vorsicht! Alte Fähre und neue Fähre fahren in Klaipeda an unterschiedlichen Terminals mit unterschiedlicher Adresse ab und kommen auch an zwei verschiedenen Häfen in Smiltynė an.

Wer im Memeldelta unterwegs ist, kann in der Hochsaison (Juni, Juli, August) mit dem Schiff Ausflüge nach Nida unternehmen. Hier geht es zur Webseite des Tourismusverbandes Silute
>> hier klicken <<

Fähre
Eine Fähre bringt uns auf die Kurische Nehrung

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten

  • Das Meeresmuseum in Smiltyne
  • Juodkrantė (Schwarzort)
  • Kormorankolonie bei Juodkrantė
  • Der Hexenberg (Raganų Kalnas)
  • Die Toten Dünen
  • Die Parnidis Düne
  • Nida (Nidden)
  • Das Tal der Stille
  • Das Sommerhaus der Familie Mann
  • Die italienische Aussicht
  • Grabtafeln (Kurenbretter) auf dem Friedhof in Nida
  • Der Leuchtturm

Als wichtigste Sehenswürdigkeit auf der Kurischen Nehrung würde ich auf jeden Fall die ungewöhnliche und einzigartige Dünenlandschaft bezeichnen. Es gibt Wanderdünen, bewaldete Dünen und solche mit weißen und grauen Farbschattierungen. Wer Glück hat, bekommt auch das eine oder andere Säugetier zu Gesicht: Elche, Wildschweine, Füchse und Marderhunde leben auf der Kurischen Nehrung. Ich muss gestehen, dass ich nicht zu diesen Glückspilzen gehöre, die eines dieser Tiere in ihrem natürlichen Habitat beobachten konnte.

Die einzige Sehenswürdigkeit, die ich unbedingt besuchen wollte, war das Sommerhaus von Thomas Mann. Ansonsten ließen wir uns auf der Landzunge einfach treiben. Wir blieben mit unserem Wohnmobil mal hier, mal da stehen, besuchten Kirchen, Strände und Leuchttürme in einem bunten durcheinander.

Fischerboot im Sand
Dünen, Dünen und nochmals Dünen

Das Meeresmuseum in Smiltyne

Der wolkenverhangene Himmel verhieß Regen und so starteten wir unseren Besuch auf der Kurischen Nehrung im Meeresmuseum. Die Schlange an Besucherinnen und Besuchern war lange, was auch den Schulkindern geschuldet war, die ihren Ausflugstag genossen.

Das Meeresmuseum befindet sich im Nerija Fort an der Nordspitze der Landzunge. Zu sehen gibt es verschiedene Aquarien, Ausstellungen zu Fauna und Flora der Unterwasserwelt und Geschichtliches zum Fort. In den winzigen Außenbecken sind Pinguine und Seelöwen untergebracht. In einem eigenen Gebäude neben der ehemaligen Befestigungsanlage befindet sich das Dolphinarium, was wir jedoch nicht besuchten.

Außerhalb des Geländes sind historische Schiffe zu bewundern, eines davon ist für Besucher geöffnet und zeigt das alltägliche Leben an Bord.

Litauische Meeresmuseum
Das litauische Meeresmuseum ist einem ehemaligen Fort untergebracht
Schiff Dubingiai
Dieses Schiff lässt sich von innen besichtigen
In der Schiffskabine
So sieht eine Kabine des Museumsschiffes aus

Das Ethnografische Museum

Zwischen dem Meeresmuseum und den Schiffen ist das Ethnografische Museum zu finden. Das Museum besteht aus einem Gehöft mit mehreren Gebäuden und zeigt das mühsame Leben der Fischer und seiner Familie.

Fischskatte
Im Ethnografischen Museum gibt es ein Fischergehöft zu bestaunen
Museum
Im Museum

Juodkrantė (Schwarzort)

In litauischer Sprache bedeutet Juodkrantė „schwarzes, dunkles Ufer“, im deutschen wird der zweitgrößte Ort auf der Kurischen Nehrung „Schwarzort“ genannt. Warum der deutsche Name?

Juodkrantė hat so wie die gesamte Kurische Nehrung eine bewegte Geschichte hinter sich. Erstmals wurde der Ort 1429 erwähnt, es war ein wichtiger Orientierungspunkt der Seeleute. Im Laufe der Zeit wechselten die Besitzverhältnisse. Mal herrschten hier Kreuzritter, dann die Preußen, mal gehörte die Landzunge zu Deutschland, dann wieder zu Russland.

Der südliche Teil der Kurischen Nehrung, die in litauischer Sprache Neringa genannt wird, ist übrigens russisches Staatsgebiet und ist bei unserer Fahrt im Mai 2023 nicht zu bereisen.

Und was gibt es also in Juodkrantė zu sehen? In der Vorsaison nicht viel. Die meisten Restaurants haben noch nicht geöffnet und wir finden nur ein einziges Kaffeehaus, das Kaffee und Kuchen serviert. Die Ausflugsschiffe stechen noch nicht in See. So bummeln wir durch den verschlafenen Ort und fotografieren die eindrucksvollen und schmucken Villen, erschaffen aus Holz.

Haus in Juodkrante
Juodkrante ist ein beliebter Kurort auf der Kurischen Nehrung
kurenkahn in Juodkrante
Diese Skulptur steht in Juodkrante an der Promenade
Haus in Juodkrante  - Kurische Nehrung
Noch ein wunderschönes Haus in Juodkrante

Die Kolonie der Graureiher und Kormorane

Etwa einen Kilometer von Juodkrantė entfernt, weist ein penetranter Duft auf eine weitere Sehenswürdigkeit der Kurischen Nehrung hin. Wir sind bei der Kolonie von Graureihern und Kormoranen gelandet, die die umliegenden Bäume als Brutstätten benutzen. Graureiher sind bei unserem Besuch auf der Plattform nicht zu sehen, es tummeln sich momentan nur Kormorane über unseren Köpfen.

Kormoran Kolonie
Wo sind die Kormorane? Man sieht sie nicht, aber man riecht sie!

Wandern am Hexenberg

Es werden nicht die ersten Holzskulpturen sein, die wir auf unserer Baltikum Rundreise sehen, aber die Ansammlung am Hexenberg ist schon beeindruckend. Mittlerweile sind um die 80 Skulpturen bei einem Rundgang zu bestaunen. Die Künstler ließen sich von der Mythologie der litauischen Märchen inspirieren.

Holzskulptur am Hexenberg
Das ist nur eine von 80 Holzskulpturen am Hexenberg
Holzskulpturen
Kunstvolle Skulpturen aus Holz geschnitzt

Die Toten Dünen

Die Toten Dünen im Naturschutzgebiet Nagliai sind auch unter dem Namen die Grauen Dünen bekannt. Aufgrund der Einzigartigkeit der schützenswerten Naturlandschaft wurde ein Holzsteg errichtet, der uns zu einem Aussichtspunkt bringt, von wo aus wir in die Kurische Haff blicken.

Holzsteg der zu den Toten Dünen führt
Dieser Holzsteg führt zu den Toten Dünen
Kurenbretter
Im Laufe der Jahre wanderten die Dünen und begruben sogar Dörfer unter sich
Die Wanderdünen an der Kurischen Nehrung
Die Wanderung zur Toten Düne ist wunderschön
Absperrung Seil
Der Wanderweg darf nicht verlassen werden

Die Parnidis Düne

Auch die Parnidis Düne darf sich mit mehreren Namen schmücken. Man nennt sie auch Große Düne, Hohe Düne, Weiße Düne oder Parniddener Düne. Diese Düne zählt zu den größten Wanderdünen Europas. Laut Wissenschaftlern bewegt sich die Parnidis Düne jedes Jahr zwischen 0,5 bis 10 Metern Richtung Osten und verliert damit Jahr für Jahr an Größe.

Am höchsten Punkt der Düne befindet sich eine Aussichtsplattform mit einer Sonnenuhr. Diese Aussichtsplattform lässt sich sowohl von Nida als auch vom Campingplatz gut erreichen.

Die Aussicht auf die umliegende Landschaft, das Haff, die Ostsee und nach Russland ist phänomenal. Bei einem Vergleich mit den endlosen Sandbergen der marokkanischen Wüste oder der Namib zieht die Parnidis Düne allerdings den kürzeren.

Die Sonnenuhr auf der Parnidis Düne
Die Sonnenuhr auf der Parnidis Düne
Parnidis Düne Kurische Nehrung
Sand, Sand und nochmals Sand!
Parnidis Düne Litauen
Noch ein Blick auf die Dünen
Wanderweg Parnidis Düne
Dieser Wanderweg führt nach Nida

Nida (Nidden)

Nida gilt als Hauptort der Kurischen Nehrung. An einem Wochentag im Mai wirkt der Ort richtig verträumt. Wenige Segelschiffe liegen im Yachthafen, aber immerhin, ein Ausflugsschiff würde uns Richtung Parnidis Düne mitnehmen.

So wie in Juodkrante stehen auch in Nida Häuser mit bunt gestrichenen Fensterläden, an denen wir vorbeispazieren, weil wir zum Tal der Stille beziehungsweise die Parnidis Düne von der anderen Seite betrachten möchten.

rot bemaltes Haus in Nida
Schmuck renoviertes Haus in Nida
blaues Haus in Nida
Das Museum in Nida

Das Tal der Stille

Als Tal der Stille wird die Ebene vor der Parnidis Düne bezeichnet. Ein Weg führt direkt zum Fuß der Düne, die von hier aus sehr wuchtig und eindrucksvoll wirkt. Im Tal der Stille steht ein 5 Meter hoher aus Eichenholz geschnitzter Stuhl. Er ist der Riesin Neringa gewidmet, die in der litauischen Mythologie die Kurische Nehrung erschaffen hat.

In litauischer Sprache heißt Kurische Nehrung übrigens Neringa.

Ebene aus Sand, auf der Gras wächst
Das Tal der Stille, im Hintergrund ist die Parnidis Düne zu sehen
Wanderweg
Blick vom Fuß der Düne nach Nida. Rechts im Bild steht der Stuhl von Neringa

Das Sommerhaus von Thomas Mann

Im Sommerhaus von Thomas Mann tummeln sich nicht nur Literaturliebhaberinnen und Leser seiner berühmten Werke. Der Schriftsteller kam mit seiner Familie 1929 zum ersten Mal nach Nidden und war von der Kurischen Nehrung begeistert. Er ließ sich ein Sommerhaus im typisch kurischen Stil errichten und verbrachte mit seiner Familie drei Sommer in Nidden.

Von Thomas Manns Schlafzimmer aus hat man einen traumhaften Blick ins Kurische Haff. Noch ein bisschen schöner ist allerdings die italienische Aussicht, die sich unweit des Hauses von Thomas Mann befindet.

Sommerhaus Thomas Mann
Das Sommerhaus von Thomas Mann
Das Haus von der anderen Seite
Das Haus von der anderen Seite
Ausblick vom Schlafzimmer
Ausblick vom Schlafzimmer Thomas Manns auf das Haff

Die italienische Aussicht

Die Ruhebank mit Blick durch schmale Kiefern aufs Haff, der Geruch, die Stimmung, all das erinnert an Italien.

Kiefern und Meer
Die Italienische Aussicht

Der Friedhof in Nida

Ein Besuch am Friedhof von Nida lohnt sich wegen der sogenannten Kurenbretter. Was das ist? Kurenbretter sind eine Art Grabstein, aber sie sind aus Holz geschnitzt. Statt mit christlichen Kreuzen zieren heidnische Symbole die Grabstelen.

Das Heidentum galt bis in die Neuzeit als bestimmende Religion der Kuren, dem Volksstamm, der auf der Kurischen Nehrung lebte.

Eingang zum Friedhof Nida
Friedhof von Nida
Kurenbretter am Friedhof von Nida
Die Kurenbretter am Friedhof von Nida
Kirche in Nida
Die Kirche von Nida war bei unserem Besuch leider geschlossen

Der Leuchtturm

Abschließend besuchten wir noch den Leuchtturm, der auf dem Urbo Hügel bei Nida erbaut wurde. In der Vorsaison ist es leider nicht möglich die 132 Treppenstufen emporzusteigen. Schade, denn der Ausblick über die Kurische Nehrung ist sicherlich fantastisch.

rot weiß gestreifter Leuchtturm
Der Leuchtturm in Nida

Die Strände der Kurischen Nehrung

Während unserer dreitägigen Reise auf der Kurischen Nehrung landen wir immer wieder an verschiedenen Strandabschnitten. Für einen Sprung in die kalte Ostsee ist es mir zu kalt, aber ich kann mir schon vorstellen, warum die Landzunge bei Touristinnen und Touristen aus aller Welt so beliebt ist.

Ostseestrand
Das ist nur einer von vielen Stränden an der Kurischen Nehrung
Strand bei Nida Kurische Nehrung
Der Strand bei Nida
Wegweiser zum Strand
Es gibt auch einen Nacktbadesstand
Sandstrand Kurische Nehrung
Abendsonne auf der Kurischen Nehrung

Nidos Kempingas – der einzige Campingplatz im Nationalpark

Die Kurische Nehrung ist ein beliebtes Ziel von Campern und Wohnmobilfahrern, wobei in diversen Facebookgruppen sowohl über die Qualität des einzigen Campingplatzes als auch über die Gebühren der Fähre und des Nationalparks unterschiedliche Meinungen auftauchen.

Ich kann nur sagen, dass ich sämtliche Preise angemessen fand. Die Mitarbeiter am Campingplatz waren sehr freundlich und aufgrund der Vorsaison hatten auch wir wirklich viel Platz unter den schattigen Bäumen. Küche und Duschen waren sauber und wurden täglich gereinigt.

Wohnmobil Campingplatz
Am Campingplatz Kemingas Nida

Auch die Höhe der Gebühren für Fähre und für den Nationalpark finde ich absolut in Ordnung.

Karte für die Kurische Nehrung

5 Kommentare

  1. Veröffentlicht von angelika mandler-saul am 31/08/2023 um 09:47

    Wunder- Wunderschön. Danke für´s Mitnehmen.

  2. Veröffentlicht von Julia von MeinWeltbuch am 04/09/2023 um 16:13

    Liebe Gudrun,
    was für ein schöner Beitrag über die Kurische Nehrung. Wir haben die Halbinsel im Sommer 2022 ebenfalls besucht während unseres Baltikum Roadtrips. Schöne Erinnerungen kommen da auf, wenn ich deine Fotos sehe. Und ihr seid ebenfalls mit einem Pickup-Camper unterwegs! Wir haben einen Toyota Hilux mit Wohnkabine, unseren Samu 🙂
    Viele Grüße aus Wuppertal,
    Julia

    • Veröffentlicht von Reisebloggerin am 05/09/2023 um 09:30

      Cool! Muss ich gleich stöbern in Deinen Beiträgen übers Baltikum…

  3. Veröffentlicht von marie schade am 04/09/2023 um 20:55

    Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag, der mich an die Heimat meiner Mutter erinnert, Aber auch ich habe noch einige (wenige) Erinnerungen an die wunderschönen Strände der Kurischen Nehrung aus meiner frühesten Kindheit. LG, M.

  4. Veröffentlicht von 4x4 Camper Vermietung am 12/06/2024 um 12:48

    Danke für den tollen Einblick und die schönen Bilder!

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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

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Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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