Die Kurische Nehrung – Baltikum Rundreise
Die Kurische Nehrung (Neringa) gehört zu den Sehnsuchtszielen aller Reisenden, die Litauen besuchen. Der einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft der schmalen Landzunge ist es zu verdanken, dass die Kurische Nehrung unter dem Schutz der UNESCO steht. Besonders sehenswert gelten die Parnidis Düne, die Orte Nida (Nidden) und Juodkrantė (Schwarzort) und das Sommerhaus des Schriftstellers Thomas Mann, das für Besucherinnen und Besucher offen steht.
Dann gibt es noch einsame Sandstrände, eine Kormorankolonie, bunt bemalte Fischerhäuschen und zahlreiche Rad- und Wanderwege. Somit stand logischerweise auch dieses Reiseziel auf unserem Besichtigungsplan bei unserer Wohnmobiltour durchs Baltikum.
Kurische Nehrung: Die Anreise
Auch mit dem Wohnmobil ist die Anreise auf die Kurische Nehrung kein Problem. Es gibt zwei Fähren ab Klaipeda, die Touristinnen und Touristen auf die Kurische Nehrung bringen. Doch Vorsicht! Nur die neue Fähre (Abfahrtsterminal: Nemuno Str. 8) ist groß genug um Autos und Wohnmobile zu transportieren.
Da wir im Mai unterwegs waren, sparten wir uns eine Online-Ticketbuchung. In den Sommermonaten und an den Wochenenden würde ich jedoch auf jeden Fall ein Ticket vorab kaufen. Dies geht unkompliziert auf der Webseite der Fährgesellschaft >> https://keltas.lt/en/ <<
Die alte Fähre fährt meist halbstündlich und transportiert ausschließlich Passagiere und Passagiere mit Fahrrädern (Abfahrtsterminal: Šiaurinis ragas, Danės Str. 1).
Die Fahrzeit beider Fähren beträgt um die 4 Minuten. Und nochmals Vorsicht! Alte Fähre und neue Fähre fahren in Klaipeda an unterschiedlichen Terminals mit unterschiedlicher Adresse ab und kommen auch an zwei verschiedenen Häfen in Smiltynė an.
Wer im Memeldelta unterwegs ist, kann in der Hochsaison (Juni, Juli, August) mit dem Schiff Ausflüge nach Nida unternehmen. Hier geht es zur Webseite des Tourismusverbandes Silute
>> hier klicken <<
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten
- Das Meeresmuseum in Smiltyne
- Juodkrantė (Schwarzort)
- Kormorankolonie bei Juodkrantė
- Der Hexenberg (Raganų Kalnas)
- Die Toten Dünen
- Die Parnidis Düne
- Nida (Nidden)
- Das Tal der Stille
- Das Sommerhaus der Familie Mann
- Die italienische Aussicht
- Grabtafeln (Kurenbretter) auf dem Friedhof in Nida
- Der Leuchtturm
Als wichtigste Sehenswürdigkeit auf der Kurischen Nehrung würde ich auf jeden Fall die ungewöhnliche und einzigartige Dünenlandschaft bezeichnen. Es gibt Wanderdünen, bewaldete Dünen und solche mit weißen und grauen Farbschattierungen. Wer Glück hat, bekommt auch das eine oder andere Säugetier zu Gesicht: Elche, Wildschweine, Füchse und Marderhunde leben auf der Kurischen Nehrung. Ich muss gestehen, dass ich nicht zu diesen Glückspilzen gehöre, die eines dieser Tiere in ihrem natürlichen Habitat beobachten konnte.
Die einzige Sehenswürdigkeit, die ich unbedingt besuchen wollte, war das Sommerhaus von Thomas Mann. Ansonsten ließen wir uns auf der Landzunge einfach treiben. Wir blieben mit unserem Wohnmobil mal hier, mal da stehen, besuchten Kirchen, Strände und Leuchttürme in einem bunten durcheinander.
Das Meeresmuseum in Smiltyne
Der wolkenverhangene Himmel verhieß Regen und so starteten wir unseren Besuch auf der Kurischen Nehrung im Meeresmuseum. Die Schlange an Besucherinnen und Besuchern war lange, was auch den Schulkindern geschuldet war, die ihren Ausflugstag genossen.
Das Meeresmuseum befindet sich im Nerija Fort an der Nordspitze der Landzunge. Zu sehen gibt es verschiedene Aquarien, Ausstellungen zu Fauna und Flora der Unterwasserwelt und Geschichtliches zum Fort. In den winzigen Außenbecken sind Pinguine und Seelöwen untergebracht. In einem eigenen Gebäude neben der ehemaligen Befestigungsanlage befindet sich das Dolphinarium, was wir jedoch nicht besuchten.
Außerhalb des Geländes sind historische Schiffe zu bewundern, eines davon ist für Besucher geöffnet und zeigt das alltägliche Leben an Bord.
Das Ethnografische Museum
Zwischen dem Meeresmuseum und den Schiffen ist das Ethnografische Museum zu finden. Das Museum besteht aus einem Gehöft mit mehreren Gebäuden und zeigt das mühsame Leben der Fischer und seiner Familie.
Juodkrantė (Schwarzort)
In litauischer Sprache bedeutet Juodkrantė „schwarzes, dunkles Ufer“, im deutschen wird der zweitgrößte Ort auf der Kurischen Nehrung „Schwarzort“ genannt. Warum der deutsche Name?
Juodkrantė hat so wie die gesamte Kurische Nehrung eine bewegte Geschichte hinter sich. Erstmals wurde der Ort 1429 erwähnt, es war ein wichtiger Orientierungspunkt der Seeleute. Im Laufe der Zeit wechselten die Besitzverhältnisse. Mal herrschten hier Kreuzritter, dann die Preußen, mal gehörte die Landzunge zu Deutschland, dann wieder zu Russland.
Der südliche Teil der Kurischen Nehrung, die in litauischer Sprache Neringa genannt wird, ist übrigens russisches Staatsgebiet und ist bei unserer Fahrt im Mai 2023 nicht zu bereisen.
Und was gibt es also in Juodkrantė zu sehen? In der Vorsaison nicht viel. Die meisten Restaurants haben noch nicht geöffnet und wir finden nur ein einziges Kaffeehaus, das Kaffee und Kuchen serviert. Die Ausflugsschiffe stechen noch nicht in See. So bummeln wir durch den verschlafenen Ort und fotografieren die eindrucksvollen und schmucken Villen, erschaffen aus Holz.
Die Kolonie der Graureiher und Kormorane
Etwa einen Kilometer von Juodkrantė entfernt, weist ein penetranter Duft auf eine weitere Sehenswürdigkeit der Kurischen Nehrung hin. Wir sind bei der Kolonie von Graureihern und Kormoranen gelandet, die die umliegenden Bäume als Brutstätten benutzen. Graureiher sind bei unserem Besuch auf der Plattform nicht zu sehen, es tummeln sich momentan nur Kormorane über unseren Köpfen.
Wandern am Hexenberg
Es werden nicht die ersten Holzskulpturen sein, die wir auf unserer Baltikum Rundreise sehen, aber die Ansammlung am Hexenberg ist schon beeindruckend. Mittlerweile sind um die 80 Skulpturen bei einem Rundgang zu bestaunen. Die Künstler ließen sich von der Mythologie der litauischen Märchen inspirieren.
Die Toten Dünen
Die Toten Dünen im Naturschutzgebiet Nagliai sind auch unter dem Namen die Grauen Dünen bekannt. Aufgrund der Einzigartigkeit der schützenswerten Naturlandschaft wurde ein Holzsteg errichtet, der uns zu einem Aussichtspunkt bringt, von wo aus wir in die Kurische Haff blicken.
Die Parnidis Düne
Auch die Parnidis Düne darf sich mit mehreren Namen schmücken. Man nennt sie auch Große Düne, Hohe Düne, Weiße Düne oder Parniddener Düne. Diese Düne zählt zu den größten Wanderdünen Europas. Laut Wissenschaftlern bewegt sich die Parnidis Düne jedes Jahr zwischen 0,5 bis 10 Metern Richtung Osten und verliert damit Jahr für Jahr an Größe.
Am höchsten Punkt der Düne befindet sich eine Aussichtsplattform mit einer Sonnenuhr. Diese Aussichtsplattform lässt sich sowohl von Nida als auch vom Campingplatz gut erreichen.
Die Aussicht auf die umliegende Landschaft, das Haff, die Ostsee und nach Russland ist phänomenal. Bei einem Vergleich mit den endlosen Sandbergen der marokkanischen Wüste oder der Namib zieht die Parnidis Düne allerdings den kürzeren.
Nida (Nidden)
Nida gilt als Hauptort der Kurischen Nehrung. An einem Wochentag im Mai wirkt der Ort richtig verträumt. Wenige Segelschiffe liegen im Yachthafen, aber immerhin, ein Ausflugsschiff würde uns Richtung Parnidis Düne mitnehmen.
So wie in Juodkrante stehen auch in Nida Häuser mit bunt gestrichenen Fensterläden, an denen wir vorbeispazieren, weil wir zum Tal der Stille beziehungsweise die Parnidis Düne von der anderen Seite betrachten möchten.
Das Tal der Stille
Als Tal der Stille wird die Ebene vor der Parnidis Düne bezeichnet. Ein Weg führt direkt zum Fuß der Düne, die von hier aus sehr wuchtig und eindrucksvoll wirkt. Im Tal der Stille steht ein 5 Meter hoher aus Eichenholz geschnitzter Stuhl. Er ist der Riesin Neringa gewidmet, die in der litauischen Mythologie die Kurische Nehrung erschaffen hat.
In litauischer Sprache heißt Kurische Nehrung übrigens Neringa.
Das Sommerhaus von Thomas Mann
Im Sommerhaus von Thomas Mann tummeln sich nicht nur Literaturliebhaberinnen und Leser seiner berühmten Werke. Der Schriftsteller kam mit seiner Familie 1929 zum ersten Mal nach Nidden und war von der Kurischen Nehrung begeistert. Er ließ sich ein Sommerhaus im typisch kurischen Stil errichten und verbrachte mit seiner Familie drei Sommer in Nidden.
Von Thomas Manns Schlafzimmer aus hat man einen traumhaften Blick ins Kurische Haff. Noch ein bisschen schöner ist allerdings die italienische Aussicht, die sich unweit des Hauses von Thomas Mann befindet.
Die italienische Aussicht
Die Ruhebank mit Blick durch schmale Kiefern aufs Haff, der Geruch, die Stimmung, all das erinnert an Italien.
Der Friedhof in Nida
Ein Besuch am Friedhof von Nida lohnt sich wegen der sogenannten Kurenbretter. Was das ist? Kurenbretter sind eine Art Grabstein, aber sie sind aus Holz geschnitzt. Statt mit christlichen Kreuzen zieren heidnische Symbole die Grabstelen.
Das Heidentum galt bis in die Neuzeit als bestimmende Religion der Kuren, dem Volksstamm, der auf der Kurischen Nehrung lebte.
Der Leuchtturm
Abschließend besuchten wir noch den Leuchtturm, der auf dem Urbo Hügel bei Nida erbaut wurde. In der Vorsaison ist es leider nicht möglich die 132 Treppenstufen emporzusteigen. Schade, denn der Ausblick über die Kurische Nehrung ist sicherlich fantastisch.
Die Strände der Kurischen Nehrung
Während unserer dreitägigen Reise auf der Kurischen Nehrung landen wir immer wieder an verschiedenen Strandabschnitten. Für einen Sprung in die kalte Ostsee ist es mir zu kalt, aber ich kann mir schon vorstellen, warum die Landzunge bei Touristinnen und Touristen aus aller Welt so beliebt ist.
Nidos Kempingas – der einzige Campingplatz im Nationalpark
Die Kurische Nehrung ist ein beliebtes Ziel von Campern und Wohnmobilfahrern, wobei in diversen Facebookgruppen sowohl über die Qualität des einzigen Campingplatzes als auch über die Gebühren der Fähre und des Nationalparks unterschiedliche Meinungen auftauchen.
Ich kann nur sagen, dass ich sämtliche Preise angemessen fand. Die Mitarbeiter am Campingplatz waren sehr freundlich und aufgrund der Vorsaison hatten auch wir wirklich viel Platz unter den schattigen Bäumen. Küche und Duschen waren sauber und wurden täglich gereinigt.
Auch die Höhe der Gebühren für Fähre und für den Nationalpark finde ich absolut in Ordnung.
Karte für die Kurische Nehrung
5 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Wunder- Wunderschön. Danke für´s Mitnehmen.
Liebe Gudrun,
was für ein schöner Beitrag über die Kurische Nehrung. Wir haben die Halbinsel im Sommer 2022 ebenfalls besucht während unseres Baltikum Roadtrips. Schöne Erinnerungen kommen da auf, wenn ich deine Fotos sehe. Und ihr seid ebenfalls mit einem Pickup-Camper unterwegs! Wir haben einen Toyota Hilux mit Wohnkabine, unseren Samu 🙂
Viele Grüße aus Wuppertal,
Julia
Cool! Muss ich gleich stöbern in Deinen Beiträgen übers Baltikum…
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag, der mich an die Heimat meiner Mutter erinnert, Aber auch ich habe noch einige (wenige) Erinnerungen an die wunderschönen Strände der Kurischen Nehrung aus meiner frühesten Kindheit. LG, M.
Danke für den tollen Einblick und die schönen Bilder!