Petra – Die Wüstenstadt in Jordanien
Die Wüstenstadt Petra ist die absolute TOP-Sehenswürdigkeit in Jordanien. Während uns bei unserer Jordanien Rundreise in der Hauptstadt Amman, in der Mosaikstadt Madaba und bei den Wüstenschlössern nur wenige Touristen über den Weg liefen, begann der Start in Wadi Musa etwas holprig und nach unserem Geschmack mit viel zu vielen Touristen.
Dabei war die Hochsaison in Petra noch gar nicht angelaufen. Wahrscheinlich war auch das das Problem, denn nach vielen Monaten ohne Touristen wegen der Pandemie buhlten die Tourguides um jeden einzelnen von uns, und das durchaus aggressiv.
Sogar Kinder im Volksschulalter drängelten sich um uns, zupften an unserer Kleidung und versuchten uns Eselreiten, Ausflüge auf Dromedaren und Wanderungen in der Umgebung schmackhaft zu machen.
Zudem waren die meisten Guides nicht nur betrunken, sondern boten in ihren zerflederten Johnny Depp Piratenkostümen samt Kajal geschminkten Augen einen kuriosen Anblick in der antiken Stätte.
Was kann ich sonst noch berichten? Das Essen in den Restaurants war unterdurchschnittlich und die Bedienung bemühte sich erst gar nicht, freundlich zu sein. Na gut, wir waren halt auch nur irgendwelche Touristen aus irgendeinem Land.
Wem es jedoch gelingt, diese Unannehmlichkeiten auszublenden, wird die Wüstenstadt in Jordanien, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit zum UNESCO Weltkulturerbe und Weltwunder der Neuzeit gekürt wurde, lieben.
Petra – Die antike Felsenstadt
Petra ist eine faszinierende Stadt in Jordanien, die inmitten der Wüste liegt. Genau genommen ist es eine ehemalige Stadt, denn heute lebt niemand mehr hier. Trotzdem ist Petra unter dem Namen Wüstenstadt oder auch Felsenstadt bekannt.
Die Siedlung war einst ein wichtiger Handelsplatz und gleichzeitig Knotenpunkt auf den Handelsrouten zwischen dem Osten und dem Westen. Heute zählt Petra zu den meistbesuchten Touristenattraktionen in Jordanien und es ist eine der beeindruckendsten archäologischen Stätten der Welt.
Eine kurze Geschichte von Petra
Die Geschichte von Petra reicht bis in das 4. Jahrhundert v. Chr. zurück, als die Nabatäer diese Stadt in der Wüste gründeten. Die Nabatäer waren ein arabisches Nomadenvolk, das in der Region lebte und den Handel in der Wüste kontrollierte.
Im Jahr 106 n. Chr. eroberten die Römer Petra und die Stadt wurde Teil des Römischen Reiches. An der regen Handelstätigkeit änderte sich wenig, auch die Römer schätzten die zentrale Lage bis ins 6.Jahrhundert n. Chr. Etwa zu dieser Zeit wurde Petra von einem schweren Erdbeben zerstört und von den meisten Menschen verlassen. Die Stadt geriet in Vergessenheit, manche sagen auch, sie wurde von der Wüste verschluckt.
Erst im 19. Jahrhundert wurde Petra vom Schweizer Archäologen Johann Ludwig Burckhardt für die westliche Welt wiederentdeckt.
Petra – Die schönsten Sehenswürdigkeiten
Ich selbst habe mir für die Besichtigung von Petra zwei Tage Zeit genommen und konnte bei weitem nicht alle Sehenswürdigkeiten besichtigen. Die wichtigsten habe ich hier aufgelistet:
- Der Siq
- Khazne Faraun
- Die Straße der Fassaden
- Der große Opferplatz
- Das römisches Theater
- Die Königswand
- Der große Tempel
- Die byzantinische Kirche
- Qasr Al-Bint
- Ad Deir
- Das Petra Museum
- Petra bei Nacht
Petra in zwei Tagen
Das Gelände der Wüstenstadt ist riesig und auch in zwei Tagen ist es mir nicht gelungen, alles anzusehen und alle Tempel und Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.
Immer wieder beeindruckend war der Weg durch den Siq, also die schmale Schlucht, an deren Ende wie ein Erscheinung das Schatzhaus des Pharaos in Sicht kommt. Diese Schlucht habe ich insgesamt dreimal in Angriff genommen.
Ein Erlebnis war die Wanderung zum Ad Dir, dem sogenannten Kloster. Aufgrund der Hitze verlegten wir den Marsch kurz nach Sonnenaufgang und waren so die einzigen Touristen an diesem besonderen Ort.
Eine zweite Wanderung habe ich zu einem Aussichtspunkt unternommen, von wo aus ich das Schatzhaus von oben betrachten konnte. Auch bei dieser Wanderung war ich bis auf zwei Begleiterinnen alleine.
Als Liebhaberin von Museen habe ich natürlich auch dem Petra Museum einen Besuch abgestattet. Ich war zwar nur kurz in den Räumen, aber ich fand es interessant.
Am letzten Abend wanderte ich mit vielen Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt zum dritten Mal durch den Siq um Petra bei Nacht zu bestaunen.
Die schönsten Tempel in Petra
Petra ist bekannt für seine faszinierenden Tempel und Gebäude, die direkt in den Felsen geschlagen wurden.
Al-Khazneh-Tempel – Das Schatzhaus
Der bekannteste Tempel ist der Al-Khazneh-Tempel. Er wird auch als „Pharaos Schatzhaus“ oder Khazne Faraun bezeichnet. Dieser Tempel ist so etwas wie das Wahrzeichen von Petra. Als Fotomotiv ist Khazne Faraun weltbekannt.
Kein Jordanien Reiseführer, kein Werbeprospekt des Landes kommt ohne Abbildung dieses Tempels aus. Und es ist auch wirklich beeindruckend, wenn man aus dem Siq, dem schmalen Weg durch die Felsschlucht spaziert, und plötzlich steht da dieses imposante Gebäude.
Ob wirklich ein Schatz hinter den Mauern zu finden ist? Leider werde ich das Rätsel nicht lösen können, denn das Innere des Tempels ist nicht zugänglich.
Die Straße der Fassaden
Nach ausgiebiger Bewunderung wende ich mich nach rechts und spaziere entlang der Straße der Fassaden bis zum römischen Theater. Am frühen Morgen sind die vielen, vielen Souvenirstände noch unbesetzt und verderben höchstens den Ausblick auf die Fassaden der Grabmäler, die so wie Khazne Faraun in den blanken Stein geschlagen wurden.
Das römische Theater
Beim Anblick des römischen Theaters kann man sich vorstellen, wie groß Petra gewesen sein muss. Um die 8000 Besucher hatten in dieser Arena Platz.
Das Theater erinnert mich sowohl an meinen Besuch in Gherasa zu Beginn der Jordanien Rundreise, als auch an Oudna in Tunesien.
Die Königswand
Ein unglaublich schönes Fotomotiv ist die Königswand, die sich am Westhang des Jabal al-Khubtha befinden. Die Wissenschaft spricht von insgesamt 5 Gräbern:
- Urnengrab
- Seidengrab
- Korinthisches Grab
- Palastgrab
- Mausoleum des Sextius Florentinus
Das besondere an den Gräbern sind die einzigartigen Fassaden. Außerdem darf man in das Innere der Gräber, wobei das Seidengrab seinen Namen aufgrund der schillernden Maserung der Steine verdankt.
Steht man an der Wand mit dem Rücken zu den Gräbern hat man eine hervorragende Aussicht auf das Herz Petras, der Kolonnadenstraße mit den wichtigen Gebäuden der damaligen Zeit.
Die byzantinische Kirche
Von der byzantinischen Kirche sind die dreifache Apsis und die Mosaike freigelegt. Die jordanische Mosaikkunst ist wirklich legendär, das durfte ich schon in der Mosaikstadt Madaba erfahren.
Deutlich zu erkennen sind Tierfiguren wie Pferde, Pfauen und andere Vögel.
Der große Tempel in Petra
Der große Tempel galt lange Zeit als das Herzstück von Petra. Allerdings musste sich die wissenschaftliche Fachwelt von der Idee verabschieden, dass der Tempel einem religiösen Kult diente. Heute geht man von der Idee aus, dass es sich bei dem imposanten Bauwerk um einen königlichen Empfangsaal handelt.
Qasr Al-Bint
Direkt neben dem großen Tempel liegt der Heilige Bezirk mit dem Tempel Qasr Al-Bint, der auch als Palast der Pharaonentochter bezeichnet wird. Der Tempel ist das einzige freistehende Gebäude in der Wüstenstadt.
Ad Deir – Das Kloster
Ad Deir war das Highlight meines Besuchs in Petra. Wir brachen um 6 Uhr im Hotel auf und marschierten durch den Siq zur Khazne Faraun. Von dort aus wanderten wir vorbei am Amphitheater zum Großen Tempel, ließen Qasr Al-Bint im wahrsten Sinn des Wortes links liegen und suchten den Einstieg in den Wanderweg hinter dem Restaurant Basin.
Die nächste Stunde sind wir mit Stufen steigen und fotografieren beschäftigt. Außer uns sind nur wenige Menschen unterwegs, die meisten sind Verkäufer, die ihre Souvenirshops eröffnen.
Immer wieder werfen wir einen Blick zurück, sind fasziniert von der Landschaft. Und endlich sind wir angekommen beim Tempel, der meiner Meinung nach genau soviel Würde ausstrahlt wie Khazne Faraun.
Das besondere Licht
Was euch bei einem Besuch in Petra auffallen wird, ist das besondere Licht, das euch umgibt. Sind früh am Morgen die Felsen in kaltes, abweisendes Grau getaucht, schimmern beim ersten Sonnenstrahl die Steine in warmen Beigetönen. Wenig später erstrahlen die Grabfassaden und goldene Brauntöne beleuchten die surreale Szenerie.
Besonders im Siq ist das Schatten- und Farbspiel beeindruckend.
Die beste Reisezeit für Petra
Die Wahl der richtigen Reisezeit ist entscheidend, um Petra zu erleben. Die ideale Zeit für einen Besuch ist während der Herbst- und Frühjahrsmonate, von März bis Mai und von Oktober bis November.
In diesen Monaten sind die Temperaturen milder, was es angenehmer macht, die weitläufige Stätte samt ihren Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Der Sommer kann extrem heiß werden, was die Wanderungen durch die Stadt anstrengender machen kann.
Um die besten Lichtverhältnisse für beeindruckende Fotos zu erhalten und der Hitze zu entgehen, empfehle ich einen Besuch in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag.
Meine Tipps für Petra
Trage bequeme Wanderschuhe, um die teils unebenen Wege zu bewältigen. Sonnenschutzmittel, Sonnenhut, ausreichend Wasser, Müsliriegel und Datteln waren meine Reisebegleiter. Eine leichte Jacke für die kühlen Morgen- und Abendstunden war mir ebenfalls nützlich.
Mit dem Jordan Pass ist der Eintritt frei.
Wie viele Tage sollte man für Petra einplanen?
Für einen Besuch in Petra sollte man mindestens einen ganzen Tag einplanen. Ich hätte gut und gerne noch einen dritten Tag in der Stadt verbrinden können.
Nützliche Webseiten mit vielen Infos
VisitJordan – offizielle Seite des Fremdenverkehrsamtes Jordanien
VisitPetra – offizielle Seite des Fremdenverkehrsamtes Petra
UniversesArt – Alles über Kunst, Architektur, Biennalen weltweit
Es gibt auch eine App über Petra:
Google Play
Apple Store
Welcher Film wurde in Petra gedreht?
Die Faszination der Wüstenstadt übte auch auf Filmemacher eine besondere Anziehung aus. So diente Petra als Filmkulisse für Indiana Jones – Der letzte Kreuzzug, Transformers – Die Rache und Sindbad und das Auge des Tigers.
13 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Diese Kultstätte steht schon lange auf meiner Wunschliste. Wir bereisen aktuell mit dem Wohnmobil Europa und Marokko. Vermutlich wird es ein Traum bleiben, weil man mit dem Wohnmobil nicht so einfach in das Land kommt. Bis dahin freue ich mich an den verschiedenen Reiseberichten.
Irgendwann schafft ihr es auch mit dem Wohnmobil nach Jordanien, ich halte euch die Daumen!
Wow!
Vielen Dank, dass du mich kurz aus meinem Alltag entführt hast.
Nach Petra wollte ich immer schon mal.
Dahin geschafft habe ich es bisher noch nicht.
Jetzt ist der Wunsch wieder voll da und auf meiner Reise-Bucket-Liste ziemlich weit nach oben gerutscht.
Es zahlt sich aus!
Liebe Gudrun,
an Petra kann ich mich noch gut erinnern. Als ich von den Kajal-Guides gelesen habe, musste ich schmunzeln. Das war zu meinem Besuch 2016 auch schon der Fall.
Ein Tag ist sogar zu kurz, würd ich sagen. Gefühlt habe ich viel zu wenig vom Gelände gesehen und musste am Ende rennen, um meinen Bus zurück nach Amman zu erwischen.
LG & Danke fürs Mitnehmen
Janine
Also ein Tag ist immerhin etwas, aber mir wäre es zu kurz gewesen. Dass die kajalgeschmückten Guides schon immer da waren, finde ich echt krass. Mir hat ein Mann erzählt, dass es erst seit Corona so schlimm wurde mit den Guides…
Liebe Gudrun,
herzlichen Dank für deinen ausführlichen Reisebericht und die tollen Bilder. Petra steht noch immer auf meiner Reiseliste. Ich hätte nicht gedacht, dass es so groß ist! Ein betrunkener Johnny Depp als Guide, eieieiei. Einerseits leben sie alle von den Touristen, andererseits freut man sich doch über ein bisschen gegenseitigen Respekt. Ich würde eher etwas kaufen, wenn man freundlich zu mir ist.
Irgendwann darf ich auch mal Petra bei Nacht sehen.
Liebe Grüße
Renate
Das wirst Du ganz bestimmt!
Oh, ich fand Petra auch so faszinierend. Jedes Mal zaubern mir die Bilder wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Wir waren 2017 dort und es war noch recht entspannt im Vergleich zu heute.
Zum Kloster Ad Deir haben wir eine Backcountry-Wanderung unternommen. Das war toll, und wir mussten die Stufen nur hinabsteigen.
Liebe Grüße Gina
Ich habe Deinen Beitrag gelesen, war super spannend!
Wundervolle Zusammenfassung eines Ortes, von dem ich bisher nur eine einzige Ansicht im Kopf hatte. Die Tourguides und Kinder würden meine Nerven allerdings ordentlich strapazieren, so etwas halte ich ganz schwer aus. 😀
Viele Grüße
Christian
Es war gewöhnungsbedürftig…
Wundervoller Bericht über Petra, wo ich vor ca. 20 Jahren. Obwohl außerhalb der Felse sehr heiß, war es in der Felsenstadt und auf
Weg durch die Felsenklippen bitter kalt. Zum Glück hatten wir warme Pullover mitgenommen und Beduinen haben uns warmen Tee angeboten.
Allein von Anblick des Trinkgefässes hat meine Frau ein Herpes bekommen.
LG
Gisbert
https://blog.tegethoff.de/