Tartu – Kulturhauptstadt 2024
Schon mal von Tartu gehört? Es ist eine Stadt in Estland, die leider oft im Schatten der estnischen Hauptstadt Tallinn steht. Ich muss zugeben, dass ich den Namen Tartu zwar schon einmal vernommen habe, allerdings wusste ich bis zu meinem Besuch im Sommer 2023 nicht, was die Stadt zu bieten hat. Und lasst es euch gesagt sein, das ist eine ganze Menge!
Beim Spaziergang durch die historischen Gassen konnte ich alte und neue Architektur entdecken, gemütliche Kaffeehäuser und hippe Kaffeebars besuchen und eine eindrucksvolle Kirche auf dem Domberg fotografieren.
Ein Besuch in Tartu zahlt sich somit auf jeden Fall aus.
Tartu wird übrigens 2024 die Kulturhauptstadt Europas sein – ein perfekter Zeitpunkt, um diese charmante Stadt zu erkunden.
Tartus historisches Herz: Eine Zeitreise durch die Jahrhunderte
Tartu, das historische Herz Estlands, ist eine Stadt, die auf eine bewegte Geschichte zurückblickt. Sie kann auch auf mehrere Namen zurückblicken. So wurde aus Tarbata Juryev, um später in Dorpat umgetauft zu werden. Erwähnt im 13. Jahrhundert, hat Tartu viele Epochen durchlebt, von der Hansezeit über die Zugehörigkeit zum Schwedischen Reich bis hin zur Sowjetära.
Besonders hervorzuheben ist die Universität Tartu, gegründet 1632, die als eine der ältesten in Nordeuropa gilt. In Tartu wird auch heute noch fleißig studiert, die Bevölkerung besteht zu einem Fünftel aus Studentinnen und Studenten, was der „alten“ Stadt ein jugendliches Flair verleiht. In der Fußgängerzone Rüütli befinden sich ein Lokal neben dem anderen, die Universität liegt gleich ums Eck.
Was gibt es in Tartu zu sehen?
Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich in der Altstadt oder in der Nähe davon. Auf jeden Fall sollten auch das estnische Nationalmuseum und das umgedrehte Haus auf dem Besichtigungsplan stehen. Beide Sehenswürdigkeiten befinden sich außerhalb der Altstadt.
Unsere Besichtigungstour startete ich im großartigen estnischen Nationalmuseum und beendeten sie in der sogenannten Apparatenfabrik (Aparaaditehas). Der Einfachheit halber zähle ich die Sehenswürdigkeiten nach der Reihenfolge meines Besuches auf.
- Estnische Nationalmuseum
- Das umgedrehte Haus
- Markthalle mit Bronzeschwein
- Skulptur Vater und Sohn
- Rathaus
- Skulptur der küssenden Studenten
- Das schiefe Haus
- Teufelsbrücke
- Engelsbrücke
- Spielzeugmuseum
- Johanneskirche
- Hauptgebäude der Universität
- Apparatenfabrik mit Museum
Zwei Tage in Tartu
Wir waren mit dem Wohnmobil im Baltikum unterwegs und haben uns für Tartu zwei Tage Zeit genommen. Aufgrund einer Regenwetterfront verbummelten wir allerdings einen halben Tag im Kaffeehaus. Da wir den Vormittag bereits im estnischen Nationalmuseum verbrachten, wollten wir den Nachmittag nicht nochmal in ein Museum.
Am zweiten Tag nutzten wir das sonnige Wetter für einen ausgiebigen Stadtspaziergang. Wir erklommen den Domberg und machten unzählige Bilder. Die Öffnungszeiten zum viel gelobten Druck- und Papierkunstmuseum hätte ich früher checken müssen. Es hatte so wie die Johanneskirche leider geschlossen.
Absolut empfehlenswert ist ein Besuch in der Markthalle. Das Bronzeschwein vor dem Eingang symbolisiert Reichtum und Handel.
Meine Highlights in Tartu
Das estnische Nationalmuseum – Eesti Rahva Muuseum
Mein absolutes Highlight in Tartu war der Besuch im estnischen Nationalmuseum (Eesti Rahva Muuseum – ERM). Das Museum ist riesig. Mit einer Ausstellungsfläche von 6000 qm ist es das größte Museum in Estland. Tausende Ausstellungsstücke wurden gekonnt zu einzelnen Ausstellungsgruppen zusammengefasst.
Meine Eintrittskarte war zugleich mein Übersetzungstool. Ein Schwenk mit der Karte über den Bildschirm und die Texte erschienen wie von Zauberhand in deutscher Sprache.
Ich habe 5 Stunden lang alle nur erdenklichen Informationen zum Thema Geschichte, Landeskunde, Sprache und Textilkunst in mich eingesaugt und war dann ziemlich platt.
Neben dem spannenden Innenleben des Museums hat mich aber auch der moderne Museumsbau begeistert. Prinzipiell haben die Esten eine erfrischende Art, neues und altes zu verbinden. So wurde das Gelände eines ehemaligen russischen Flughafens genutzt, um der beeindruckenden Kulturgeschichte des Landes ein würdiges Zuhause zu geben.
Das umgedrehte Haus – Tagurpidi Maja
Als weiteres Highlight stellte sich unser Besuch im umgedrehten Haus heraus. Wahrscheinlich hätten wir diese Attraktion in Tartu gar nicht besucht, wäre sie nicht in unmittelbarer Nähe des Estnischen Nationalmuseums gelegen. Auf sämtlichen Prospekten und im Internet wird das Haus als Attraktion für Kinder gewürdigt.
Lasst es euch gesagt sein: Auch zwei Erwachsene können sich wie Kinder benehmen, sämtliche Räume nach den besten Fotopoints durchforsten und den größten Spaß haben.
Die Domkirche am Domberg
Mein Highlight Nummer 3 in Tartu war die Besichtigung der Ruine der Domkirche auf dem Domberg.
Erbaut wurde die Kirche im 13.Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude der größte Sakralbau in der gesamten Region. Im Zuge der Reformation wurde die Kirche zerstört und fiel später einem Brand zum Opfer. Ein Teil des Bauwerks wurde im 19. Jahrhundert renoviert, die Universitätsbibliothek zog in diese neu geschaffenen Räumlichkeiten ein. In diesem Trakt ist heute das Geschichtsmuseum der Universität Tartu untergebracht.
StreetArt in Tartu
So wie in Kaunas in Litauen sind auch in Tartu viele Wände mit StreetArt verziert. Ich könnte jetzt gar nicht sagen, welches mein Lieblingsmural ist. Auf jeden Fall lohnt es sich die Augen offenzuhalten und aufmerksam durch die Stadt zu gehen.
Essen gehen in Tartu
Tartus kulinarische Szene ist ebenso vielfältig wie seine Geschichte. Für ein authentisches estnisches Erlebnis empfehle ich das Restaurant Püssirohu Kelder, das im einstigen Pulvermagazin untergebracht ist. Es ist ein Ort, wo traditionelle estnische Gerichte serviert werden.
Für Kaffeeliebhaber ist das gemütliche Cafe Werner ein Muss. Es liegt perfekt für eine kleine Pause mit köstlichem Kuchen und Kaffee. Ich war sogar zweimal dort.
Ebenfalls einen Besuch wert ist das Cafe Krempel, in dem wir sehr freundlich willkommen geheißen wurden.
Kulturhauptstadt 2024: Ein Blick in die Zukunft
2024 ist ein besonderes Jahr für Tartu, denn dann wird die Stadt zur Kulturhauptstadt Europas gekürt. Dieser Titel ist eine Anerkennung der reichen kulturellen Szene Tartus, von Theatern über Museen bis hin zu Festivals. Es wird ein Jahr voller Veranstaltungen, Ausstellungen und kultureller Höhepunkte, die die Vielfalt und Kreativität dieser Stadt unter Beweis stellen. Ein absolutes Highlight für Kulturbegeisterte!
Zum Programm geht es hier entlang >>hier klicken<<
Abschließend ist zu sagen, dass Tartu eine Stadt ist, die mit Charme, Geschichte und Kreativität besticht. Egal, ob man in die Vergangenheit eintauchen, kulinarische Genüsse erleben oder kulturelle Vielfalt entdecken will – Tartu hat für jeden etwas zu bieten. Plant euren Besuch im Jahr 2024, um Teil der aufregenden Kulturhauptstadt-Feierlichkeiten zu sein.
8 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Liebe Gudrun,
ich habe mich, dank deines Berichts, in die Stadt verliebt. Streetart finde ich immer gut.
Die Idee mit der Übersetzung im Museum ist ja genial.
Vater und Sohn sind an prekären Stellen ziemlich abgegriffen. Bringt bestimmt Glück 😉
Liebe Festtagsgrüße
Liane
Auf was du alles achtest 🙂
Von Tartu hatte ich noch nie was gehört. Die Fotos vom umgedreht Haus sind ja witzig. Das anzuschauen würde mir auch Spaß machen
Das war wirklich ein Highlight!
Oh, dass Tartu 2024 Kulturhauptstadt ist, wusste ich noch gar nicht. Wir werden wahrscheinlich im Sommer dort sein, nach 12 Jahren zum zweiten Mal. Da damals unsere Kinder krank waren, haben wir leider kaum etwas von der Stadt gesehen – und offenbar viel verpasst. Danke für die Tipps!
Ich bin gespannt, was Du erzählen wirst!
Hallo Gudrun,
also, ich würde ja schon alleine wegen des Bronzeschweins dort hinreisen.
Toller Tipp – ich hatte von Tartu tatsächlich noch nie gehört. Sakralruinen haben ja auch immer sowas Erhabenes.
Und man kommt über Warschau, Kaunas und Riga sogar mit dem Zug dorthin.
Liebe Grüße
Dennis
Ich finde es ist eine sehr sehenswerte und zugleich gemütliche Stadt. Mit dem Zug habe ich es nicht probiert, klingt aber nach einer verlockend langen Fahrt