Die Schatzkammer Wien
Die Schatzkammer Wien ist auch bekannt als die „Kaiserliche Schatzkammer“. Erst vor wenigen Jahren, genauer gesagt 2019, habe ich dieses einzigartige Museum zum ersten Mal besucht. Folgende Ausstellungsstücke haben sich in mein Gedächtnis eingeprägt: Die Kaiserkrone, eine goldene Wiege, das Einhorn eines Einhorns und ein Schrank, in dem sich die Schlüssel der Särge in der Kaisergruft befinden.
Es ist also an der Zeit mein Wissen aufzufrischen und etwaige Erinnerungslücken ins gerade Licht zu rücken. Und wer könnte das besser als Austria Guide Yvonne Heuberger-Dornauer.

Eine Führung durch die Schatzkammer Wien
Wir treffen uns vor dem Eingang der Schatzkammer, der sich im Schweizerhof, dem ältesten Teil der Wiener Hofburg befindet. Doch bevor wir das Gold und Geschmeide der Habsburger in Augenschein nehmen, führt uns Yvonne Heuberger-Dornauer zum Schweizertor und erklärt uns die Bedeutung des Orden des Goldenen Vlies.
Denn was ich seit meinem ersten Besuch in der Schatzkammer Wien völlig vergessen hatte: Es befinden sich auch diverse kostbare Objekte des Ordens in der Kaiserlichen Schatzkammer.

Der Orden des Goldenen Vlies
Der Orden des Goldenen Vlies ist einer der angesehensten und ältesten Ritterorden in Europa. Er verfügt über eine Reihe von historisch bedeutsamen und künstlerisch wertvollen Schätzen. Diese umfassen vor allem die Insignien des Ordens, zu denen prächtige Ordensketten und das Goldene Vlies gehören.
Die Ordenskette ist besonders bemerkenswert. Sie besteht aus fein gearbeiteten Gliedern, die aus Nachbildungen von Feuersteinen und Flammen gestaltet sind. Das zentrale Element der Kette ist das Goldenen Vlies, eine Darstellung des mythologischen goldenen Widderfells, welches als hohes Symbol für Macht, Reichtum und göttlichen Beistand gilt.
Über die Jahrhunderte wurden die Insignien des Ordens von renommierten Künstlern und Handwerkern gefertigt, was sie zu bedeutenden Kunstwerken der jeweiligen Epoche macht. Die Schätze des Ordens reflektieren nicht nur den künstlerischen und handwerklichen Geschmack ihrer Zeit, sondern sind auch Zeugnisse der politischen und sozialen Bedeutung des Ordens in der europäischen Geschichte.

Nach dieser Einleitung betreten wir die heiligen Hallen der Schatzkammer Wien.
Zur Geschichte der Schatzkammer Wien
Die Geschichte der Schatzkammer Wien reicht tief in die Vergangenheit zurück und ist eng mit der Geschichte der Habsburger verknüpft. Im 13. Jahrhundert begann die Dynastie, eine bemerkenswerte Sammlung von Kostbarkeiten und Reliquien anzulegen, die im Laufe der Jahrhunderte stetig erweitert wurde. Die Schatzkammer fungierte nicht nur als Symbol für den Reichtum und die Macht der Habsburger, sondern auch als Zeugnis ihrer kulturellen und politischen Bedeutung in Europa.
Im Laufe der Jahrhunderte sammelten die Habsburger nicht nur Schmuck und Edelsteine, sondern auch religiöse Reliquien, Kunstwerke, Rüstungen und königliche Insignien. Diese vielfältige Sammlung spiegelt die Geschichte Europas wider, von den prachtvollen Zeiten des Mittelalters bis zur Glanzzeit der Renaissance und darüber hinaus.

Bei der Führung erfahre ich auch, dass die Schatzkammer streng genommen aus zwei Sammlungen besteht, der weltlichen und der geistlichen.
Die weltliche Schatzkammer beinhaltet unter anderem die Reichskrone, die Kaiserkrone, ein einzigartiges Smaragdgefäß und die Wiege des Sohn von Napoleons.
Die Schätze des Orden des Goldenen Vlies werden ebenfalls zu den weltlichen Schätzen gezählt.

In der geistlichen Schatzkammer sind unter anderem Reliquien, Monstranzen und geistliche Gewänder ausgestellt. Ein für heutige Tage kurioses Ausstellungsstück sind die Geißelschnüre der Kaiserin Anna, die als Gründerin der Kaisergruft in die Geschichte einging.

Die schönsten Exponate: Ein Glanzstück nach dem anderen
Ohne fachkundiger Führung wäre ich zwischen den Ausstellungsstücken komplett verloren. Die Exponate der weltlichen Schatzkammer teilen sich auf 16 Räume auf, die geistliche Schatzkammer ist in 5 Räumen mit wunderschönen Holzschränken untergebracht.

Diese Exponate haben mich besonders beeindruckt:
Die Kaiserkrone – Die Krone Kaiser Rudolfs II
Die Kaiserkrone Österreichs, auch bekannt als Krone Rudolfs II., ist ein bedeutendes historisches Symbol des Habsburgerreiches. Sie wurde im 16. Jahrhundert für Rudolf II., den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, angefertigt. Diese Krone zeichnet sich durch ihr prächtiges Design und die Verwendung wertvoller Materialien aus, darunter Gold, Edelsteine und Perlen.
Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Kronen, die häufig für Krönungszeremonien verwendet wurden, diente die Krone Rudolfs II. eher repräsentativen Zwecken und symbolisiert Autorität und Macht des Kaisers. Sie ist reich verziert und zeigt beeindruckende Handwerkskunst.
In der Vitrine mit der österreichischen Kaiserkrone befinden sich auch Reichsapfel und Zepter. Somit sind die Insignien des Kaisertums Österreichs komplett in der Wiener Schatzkammer ausgestellt.
Der österreichische Kaisermantel samt Staatsschwert sind in einem anderen Raum der Schatzkammer zu bewundern.


Die Wiege von Napoleon Franz Karl
Im Ausstellungsraum 5 ist die Wiege von Napoleon Franz Karl zu sehen. Der Sohn von Marie Louise von Österreich und Napoleon Bonaparte wurde am 20.März 1811 in Paris geboren und erhielt von seinem stolzen Vater den Titel „König von Rom“.
Die Wiege war ein Geschenk der Stadt Paris an den einzigen legitimen männlichen Nachfolger Napoleons. Sie diente ausschließlich als Repräsentationszwecke. Unzählige kleine symbolische Details weisen auf die Bedeutsamkeit des gewünschten Nachfolgers hin. So ist die Wiege mit kleinen goldenen Bienen verziert und ein junger Adler (frz. aiglon , zugleich Name von Napoleon Franz) bewacht die Wiegstatt.

Der größte Smaragd der Welt
Schöne Stücke aus aller Welt sind in der Schatzkammer versammelt und so befindet sich in Raum 7 ein Gefäß, erschaffen aus dem größten Smaragd der Welt. Gefunden wurde das gute Stück in Kolumbien. Und da mag noch einer behaupten, dass die Globalisierung eine Erfindung des 20.Jahrhunderts ist.

Erinnerungsstücke von persönlichen Wert
Ein Großteil der Sammlung der Ausstellungsstücke in der Schatzkammer galt der Repräsentation. Zusätzlich befinden sich in den Vitrinen auch Schmuckstücke, die einen persönlichen und einzigartigen Wert für die beschenkte Person haben.
Darunter zählt sicherlich der ungarische Opalschmuck, mit der Prinzessin Stéphanie von Belgien anlässlich ihrer Vermählung mit Kronprinz Erzherzog Rudolf beschenkt wurde. Das Geschenk kam von der Stadt Budapest.

Die Achatschale oder Der Heilige Gral
Die Schatzkammer Wien beherbergt auch den sagenumwobenen Heiligen Gral, aus dem Jesus beim letzten Abendmahl getrunken haben soll. Neigt man die Achatschale in eine bestimmte Richtung und hält sie gegen das Licht, erscheinen angeblich die Schriftzeichen Xristo in der Maserung.

Die Achatschale gehört so wie das Horn des Einhorns zu den „unveräußerlichen Erbstücken des Hauses Österreich“.
Das Horn des Einhorn oder der Narwalzahn
Dieses Objekt, das in Saal 8 ausgestellt ist, ist ein perfektes Beispiel für die Faszination der Menschen des Mittelalters für das Exotische und Mysteriöse. Der Stoßzahn eines Narwal wurde einst für das Horn eines Einhorns gehalten.
Einem Ainkhürn (also „Einhorn) werden magische Kräfte zugeschrieben. Es gilt als Symbol für Reinheit, Anmut und magische Kräfte, und es wird oft mit der Fähigkeit assoziiert, Gift zu neutralisieren und Heilung zu bringen.

Der Krönungsmantel
Nimmt man den Krönungsmantel genauer in Augenschein, fallen einem die arabischen Schriftzeichen am unteren Saum des Mantels auf. Das kunstvoll verzierte Stück entstand um das 12.Jahrhundert in Palermo.

Die Reichskrone
Die Reichskrone ist ein herausragendes Symbol des Heiligen Römischen Reiches und wurde für die Krönung der römisch-deutschen Kaiser verwendet. Sie ist reich verziert mit Edelsteinen, Perlen und Goldschmiedearbeiten, was ihren hohen Status und ihre Bedeutung unterstreicht.
Die Krone zeichnet sich durch ihre charakteristische achteckige Form aus und repräsentiert die Verbindung von weltlicher und geistlicher Macht. Als Teil der österreichischen Kaiserlichen Insignien ist sie ein wichtiges Zeugnis mittelalterlicher Kunst und europäischer Geschichte.

Marienmantel des Ordens vom Goldenen Vlies
Als besonders kostbar gelten die Ornate des Ordens vom Goldenen Vlies. Ich betrachte die kunstfertigen Stickereien auf dem Marienmantel. Wer in der heutigen Zeit könnte noch so einen Mantel besticken?

Handwerkskunst vom feinsten
Prunkvoll und einzigartig sind alle Objekte in der Schatzkammer. Doch ebenso bin ich fasziniert von den Personen, die diese kostbaren Dinge erschaffen haben.
Stickerinnen, Goldschmiede und Steinschleifer (um nur einige zu nennen) werkelten jahrelang an Schmuckstücken, Mänteln, Handschuhen, Taufbechern, Gemälden, Monstranzen und Schwertern. Vor Jahrhunderten saßen Menschen in ihren Ateliers und Werkstätten und schufen außergewöhnliche Unikate, an deren Betrachtung noch heute Menschen aus aller Welt eine Freude haben.



Öffnungszeiten der Schatzkammer Wien
Die jeweils aktuellen Öffnungszeiten sind auf der Homepage der Schatzkammer zu finden. >> hier klicken <<

Tickets für die Schatzkammer
Die Schatzkammer ist bei Touristen eine besonders beliebte Sehenswürdigkeit. Um Warteschlangen an der Kassa zu vermeiden, empfehle ich ein Online-Ticket zu kaufen. >> hier klicken <<
Ich selbst bin Besitzerin einer Jahreskarte des Kunsthistorischen Museums. Mit dieser Jahreskarte kann ich neben der Schatzkammer noch weitere Standorte des KHM besuchen.
Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren haben übrigens freien Eintritt.

Wieviel Zeit sollten Besucherinnen und Besucher für die Schatzkammer einplanen?
Meiner Meinung nach sollte man um die 2 Stunden für einen Besuch einplanen. Es lohnt sich einen detaillierten Blick auf die Exponate zu werfen.
Wer keine Möglichkeit hat, die Schatzkammer Wien mit einem Guide zu besuchen, greift auf den Audioguide zurück, der 100 besondere Objekte präsentiert.

Mein Fazit: Ein Muss für Geschichtsliebhaber und Kunstenthusiasten
Ein Besuch in der Schatzkammer Wien ist nicht nur eine Gelegenheit, prächtige Schätze zu bewundern, sondern auch eine Reise in die prachtvolle Vergangenheit Europas.
Besonders beeindruckend sind die detaillierten Ausstellungsstücke wie der Krönungsmantel mit arabischen Schriftzeichen, die Reichskrone und der Marienmantel des Ordens vom Goldenen Vlies. Diese Exponate spiegeln nicht nur die Geschichte und Kultur Europas wider, sondern sind auch Zeugnisse außergewöhnlicher Handwerkskunst.

4 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Ach die Schatzkammer fehlt mir noch. Hatte im Dezember nicht genügend Zeit. Wird aber für den nächsten Besuch fest eingeplant.
Wow, was für ein großartiger Artikel über die Schatzkammer in Wien, liebe Gudrun!
Ich war selbst vor einigen Jahren dort und bin immer noch fasziniert von den unglaublichen Schätzen, die sie beherbergt. Besonders die Heilige Lanze hat es mir angetan – ein echtes Highlight! Es ist beeindruckend, wie du die Atmosphäre und die Bedeutung jedes einzelnen Ausstellungsstücks eingefangen hast. Dein Beitrag hat bei mir Erinnerungen geweckt und gleichzeitig die Lust entfacht, Wien bald wieder zu besuchen. Danke für diese fantastische Reise in die Welt der kaiserlichen Schätze!
wow, was für Reichtümer hier aufgezählt werden liebe Gudrun, danke für diesen spannenden Artikel. Ich grüße dich von Mallorca und wünsche dir einen guten Start in die neue Woche. Marcel
Schöne Woche!