Das Pratermuseum in Wien
Das Pratermuseum in Wien fällt unter die Museen, die ich schon die längste Zeit besuchen wollte. Aber wie es oftmals so ist, sind mir die vielen anderen Museen in Wien dazwischengekommen. Doch jetzt, anlässlich der Neueröffnung in einem eigens für das Museum gebauten Gebäude auf dem Gelände des Wiener Praters, habe ich mir an einem verregneten Sonntag die Zeit genommen, das Museum zu besuchen.
Hereinspaziert, hereinspaziert!
Mit dem Prater in Wien verbinden viele Besucherinnen und Besucher eine persönliche Geschichte. Sei es eine Fahrt mit dem Riesenrad, was wohl zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen nicht nur für Touristen gehört oder ein Besuch zur Erstkommunion, wo die Mädchen und Buben mit ihren Patentanten und – onkeln die Fahrgeschäfte im Wurstelprater stürmen. Ein Besuch im Schweizerhaus samt Verzehr einer Stelze inklusive einem Krügerl Bier ist sowieso obligatorisch.
Doch der Prater hat auch unzählige Literaten, Musiker und Filmemacher inspiriert. Ich erinnere mich gerne an den Film „Wilde Maus“ von Josef Hader zurück. Namensgebend für den Film war die Hochschaubahn, mit der ich immerhin schon 1x gefahren bin.
All diese Dinge und noch viel mehr beleuchtet das neue Pratermuseum. Es präsentiert sowohl die Geschichte des Vergnügungsparks, als auch die Bedeutung für die Kultur und das gesellschaftliche Leben in Wien in Form von besonderen Ausstellungsstücken, Interviews, Filmen und Plakaten.
Das Wimmelbild von Olaf Osten im Pratermuseum
Das Entree zum Museum präsentiert sich großzügig geräumig. Kaum schließt sich die verglaste Eingangstür hinter mir, stehe ich vor dem heimlichen neuen Star des Museums, dem Wimmelbild erschaffen von Olaf Osten.
Schon alleine um alle Berühmtheiten und Möchtegern-Stars auf dem riesigen Bild zu entdecken, lohnte sich der Besuch. Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist samt seinem Hund ebenso darauf verewigt wie Ostbahn Kurti, die Schriftsteller Peter Altenberg samt Kollegen, die Komponisten Strauß und Mozart geben ein Stell-dich-ein und viele, viele weitere Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Geschichte mit Wienbezug.
Doch auch die „modernen“ Personen verdienen eine Betrachtung, besonders in Kombination mit ihren Berufskollegen aus der Vergangenheit. Besonders gut gefallen mir der berittene Polizist aus der kuk.-Zeit, der mit einer Kollegin aus dem 21.Jhdt.plaudert.
Das Betrachten des Bildes ist zudem noch völlig kostenlos, erst nach dem Erwerb eines Tickets ist man berechtigt, die Treppen zum „eigentlichen“ Museum hochzusteigen.
Der Prater in Wien und seine Geschichte
Wurstelprater, Volksprater oder Wiener Prater? Wer gab dem Prater seinen Namen? Auch dieses Geheimnis, das in Wirklichkeit keines ist, wird im Pratermuseum gelüftet. Ich bleibe allerdings bei den Bildern des Amateurfotografen Emil Mayer hängen, der in beeindruckender Weise die Typen des Praters für die Ewigkeit auf Glasdiapositiven bannte, schwarz-weiß und gestochen scharf und das um die Jahrhundertwende.
Ein ausgestopfter Bär ist zu sehen, der die Besucherin vor mir mit seinem künstlichen Brüllen erschreckt. In einer Zeit, wo es kein Fernsehen gab, lockte man mit Tier- und Menschenzoos die Schaulustigen in den Prater. Eine Angelegenheit, die man heute durchaus kritisieren soll und darf.
In einer Ausstellungsvitrine ist ein Modell der Wiener Weltausstellung mit ihren vielen Pavillons zu sehen. Wie gerne hätte ich die Rotunde in echt betrachtet, doch dieses Gebäude fiel 1937 einem Großbrand zum Opfer.
Mehr Zeit verbringe ich im sogenannten Kino, das Ausschnitte aus Filmen zeigt, die den Prater erwähnen. Es gäbe noch Musik- und Literaturbeispiele an kleinen Bildschirmen zu hören und zu lesen und nur kurz höre ich einem Interview einer Praterausstellerin zu, einem Mitglied jener Familien, die den Prater zu dem machen, was er heute noch ist: Ein Vergnügungspark für Jung und Alt, der noch heute Generationen fasziniert und mit dem Pratermuseum ein weiteres würdiges Mitglied gefunden hat.
Mein Fazit:
Das Pratermuseum bietet einen kurzen und knackigen Einblick in die kulturelle Bedeutung des Praters für Wien und seine Besucher. Von historischen Schaubahnen und kulturellen Artefakten, die die Entwicklung des Freizeitverhaltens dokumentieren, spiegelt das Museum den Wandel eines der ältesten Vergnügungsparks der Welt wider.
Ein Besuch ist nicht nur ein Ausflug in die Vergangenheit des Praters, sondern auch eine Hommage an die Freizeitkultur und deren Wandel im Laufe der Zeit.
Weitere Infos zum Pratermuseum:
Das Pratermuseum gehört zum Verbund des Wienmuseum.
- Eintritt: €8, ermäßigt €6
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 – 18 Uhr
- Öffentliche Verkehrsmittel: U1 Praterstern
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.