Monatsrückblick April
Was schreibt man im einem Monatsrückblick zu einem Monat, das man am liebsten aus dem Gedächtnis streichen möchte? Ende März war meine Mutter verstorben und im Nachhinein gesehen war jeder einzelne Tag im April eine einzige Erschöpfung mit Befehlen an mich selbst: Einatmen, Ausatmen, Einatmen, Ausatmen.
Komm, Gudrun, zumindest das schaffst Du…
Einatmen, ausatmen
Einatmen, Vergiss-mein-nicht-Samen-bestellen, ausatmen, für meinen Vater kochen, einatmen, Taufkerze meiner Mutter suchen, ausatmen, ja, ich möchte die Urne tragen, einatmen, wer liest die Fürbitten?, ausatmen, die Blumen im Garten bewässern, einatmen, Wäsche aufhängen, ausatmen, das Telefon läutet, einatmen, das Telefon läutet schon wieder, ausatmen.
Hauptsache atmen, atmen, atmen, Hauptsache nicht denken.
Pass auf dich auf
Jedes Begräbnis unterliegt gewissen Regeln. Regeln, an die man sich halten kann, die einem unter Umständen sogar Halt geben. Und dann gibt es Personen, die mit diesem Reglement nicht viel anzufangen wissen, dazu gehöre ich. So viele Rituale, die befolgt werden wollen, so viele Augen, die einen beobachten.
Doch meine Trauer gehört mir, mir ganz allein.
Bis zuletzt wusste ich nicht, ob ich bei der Trauerfeier im Gasthaus dabei sein würde. Und ich wusste auch nicht, ob ich in der Lage sein würde, in der Kirche einen Text zu lesen. Aber seltsam, nachdem mir die Pfarrassistentin zunickte, ich mich aus der Kirchenbank erhob, ging es plötzlich ganz leicht:
Liebe Mutti!
Jeden meiner Besuche, jedes Telefonat, jeden unserer Abschiede hast du mit folgenden Worten beendet: „Pass auf dich auf!“
Und wenn ich dir von meinem nächsten Reiseziel vorschwärmte, auf bereits gepackten Koffern saß, hast du mich oft gefragt: „Ist es dort schön?“
Aber auch:
„Warum muss es denn gar so weit weg sein?“
Heute ist es an mir, dir zum Abschied die Frage zu stellen: „Warum muss es denn gar so weit weg sein?“
Ich hoffe, da, wo du jetzt bist, ist es schön und du bist glücklich.
Pass auf dich auf!
Ein Wochenende in Nizza
Abflug 4.April. Bis zum letzten Moment wusste ich nicht, ob ich meine Freundinnen nach Nizza begleiten würde. Gebucht hatten wir unser gemeinsames Wochenende zwei Monate vorher und eigentlich stand Genua auf dem Reiseplan. Doch die Preise für den Nachtzug waren exorbitant hoch und so wählten wir Nizza für unser jährliches Treffen.
In Wien saß ich sowieso nur herum und atmete vor mich hin, atmen konnte ich an einem Strand mit Meerblick auch. Außerdem war ich schon zweimal in Nizza gewesen, ich kannte die Stadt ein bisschen und würde also nicht das Gefühl haben, etwas zu versäumen, wenn ich nichts organisierte. Und diesmal ließ ich mich wirklich treiben, ich plante wenig und sah trotzdem viel, auch Neues, wie zum Beispiel das Städtchen Eze und die Villa Ephrussi de Rothschild, ein zauberhafter Platz am Cap Ferrat.
Wie gerne hätte ich meiner Mutter davon erzählt.
In den Wartezimmern
Gesundheitstechnisch war der Monat April zum Vergessen und ich saß in einigen Wartezimmern herum. Die Schilddrüse zwickt, der Darm zwickt, Älterwerden ist nichts für Feiglinge.
Kultur im April
Im Vergleich zu anderen Monaten habe ich im April nicht viel unternommen in Wien.
Das Pratermuseum
Unbedingt besuchen wollte ich das neu eröffnete Pratermuseum und ich habe sogar schon einen Blogbeitrag darüber geschrieben: Das Pratermuseum in Wien
Führung Rothschild in Wien
Inspiriert von meinem Besuch in der Villa Ephrussi de Rothschild am Cap Ferrat wollte ich mehr zur Familie Rothschild in Wien wissen und nahm an einer Führung teil. Von dieser Familie, die Unsummen an Geld für wohltätige Zwecke stiftete und Palais erbauen ließ, ist nur ein einziges Gebäude übrig geblieben, und zwar in der Prinz-Eugen-Straße im vierten Bezirk.
Auf das Dach des NHM Wien
Spontan entschloss ich mich an einem Sonntag zur Dachführung des Naturhistorischen Museums. Ich mag es sehr, Museen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und auch die Stadt Wien aus einer ungewohnten Perspektive zu bestaunen.
Meinen Blogartikel „Wien von oben“ muss ich auf jeden Fall überarbeiten und die neuen Bilder in den Beitrag einfügen.
Die griechisch-orthodoxe Kirche
In die griechisch-orthodoxe Kirche bin ich eher zufällig hineingeschneit. Viel öfter halte ich mich in dem Wollgeschäft daneben auf.
Was hat sich im April sonst noch getan?
Was ich gelesen habe:
Uwe Wittstock: Marseille 1940, Die große Flucht der Literatur
Toxische Pommes: Ein schönes Ausländerkind
Simone Meier: Die Entflammten
Ulla Lachauer: Die Paradiesstraße
Jan Koneffke: Im Schatten zweier Sommer
Was ich im Kino gesehen habe:
Leider habe ich im April nur einen einzigen Film gesehen, dafür aber einen ausgezeichneten mit der grandiosen Birgit Minichmayr in der Hauptrolle. Bitte schaut euch „Mit einem Tiger schlafen“ an!
Die Regisseurin Anna Salomonowitz erzählt darin über das Leben der österreichischen Malerin Maria Lassnig.
Was habe ich sonst noch gemacht?
Schon letztes Jahr ist ein verschollenes Werk von Gustav Klimt aufgetaucht, das im Auktionshaus Kinsky in Wien zur Versteigerung gebracht wurde. Dankenswerterweise durfte das Bild vorab besichtigt werden und ich war nicht die einzige, die ins Palais Kinsky pilgerte und dem Fräulein Lieser die Aufwartung machte.
Olga Kronsteiner hat im Standard über den Fund und den Verkauf berichtet: Klimts Fräulein Lieser
Nach langer Zeit habe ich wieder einmal etwas fertiggestrickt. Es wurde das Dreieckstuch Kyler, Design von Isabell Kraemer.
Liebe Post habe ich auch bekommen und zwar von meiner Freundin Sabrina aus Mexico. Ich bekomme sehr gerne Postkarten, ihr auch?
Gegangene Schritte: 298.115
Flötenstunden: null
Yogasession: null
Bouldern: null
Die Sport- und Musikmachbilanz sieht nicht gut aus im April. Ich befürchte, das wird sich auch im Mai nicht ändern, denn wir sind seit Ende des Monats mit dem Wohnmobil in Rumänien unterwegs. Deshalb hat sich die Veröffentlichung dieses Blogbeitrags auch so verzögert.
Im Moment tippe ich diese Zeilen in Moldavien in den Computer und drücke gleich auf veröffentlichen. Drück!
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.