Die Passagen von Paris – Ein Spaziergang
Zugegeben, ein wirklicher Geheimtipp sind die Passagen von Paris schon lange nicht mehr. Besonders in den schönsten Pariser Passagen, der Galerie Vivienne, der Passage Jouffroy und der Passage Verdeau tummeln sich Touristinnen und Touristen aus aller Herren Länder. Doch es gibt auch überdachte Durchgänge, die so versteckt liegen, dass ich daran vorbeigelaufen bin und umdrehen musste.
Also macht mit mir einen Stadtstadtspaziergang durch Paris und folgt mir nicht nur zu den schönen und gepflegten Durchhäusern, sondern auch zu den Passagen, die nach Curry, Haarfärbemittel und Taubendreck riechen.
Galerie Véro-Dodat
Wir starten unseren Spaziergang bei einer der ältesten Passagen in Paris, der Galerie Véro-Dodat, die sich in der nähe der Metro Station Louvre befindet.
Es kann durchaus sein, dass wir heute die einzigen Touristen sind, die diese Galerie durchschreiten, denn sie gehört nicht unbedingt zu den bekanntesten Pariser Passagen. In Auftrag gegeben wurde sie im Jahr 1862 von zwei Fleischhauern, die die Namen Véro und Dodat trugen.
Grundsätzlich wirkt die Galerie sehr elegant und harmonisch mit den einheitlich gestalteten Geschäftsportalen und dem schwarz-weißen Marmorboden. Doch gleichzeitig wirkt der Durchgang auch etwas leblos auf mich. Das mag der Eleganz der Geschäfte zuzuschreiben sein, die jetzt nicht Massen an Besuchern anzieht, sondern eher das gehobenere Klientel anspricht.
Immerhin, bei meinem Besuch im Frühling 2024 steht keines der Geschäfte leer, was keine Selbstverständlichkeit ist in dieser exklusiven Lage.
Galeries du Palais Royal
Zugeben, die Galeries du Palais Royal hat man jetzt nicht wirklich am Radar, wenn es um die Pariser Passagen geht. Denn anders als die typischen mit Glas überdachten Durchhäuser handelt es sich um Arkaden, die den Garten des Palais Royal umrahmen und unter denen sich wunderschöne Boutiquen, exquisite Restaurants und Kaffeehäuser verbergen.
In Auftrag gegeben wurde der Bau vom Herzog von Orleans, der mit den Einnahmen der Miethäuser samt Geschäften seine Spielschulden begleichen wollte. Die Arkaden tragen sogar drei unterschiedliche Namen und zwar Valois, Montpensier und Beaujolais. Architekt des besonderen Platzes war Victor Louis.
Ich bin auf jeden Fall von den Schattenspielen der Laternen begeistert.
Galerie Vivienne
Die Galerie Vivienne, erbaut im Jahr 1823, gehört für mich zu den berühmtesten und elegantesten Passagen von Paris. Mit ihrem Mosaikboden, den reich verzierten Glasdächern und den neoklassizistischen Fassaden bietet sie ein herrliches Ambiente für ein einzigartiges Einkaufserlebnis.
Historisch gesehen war die Galerie ein Treffpunkt für die Pariser Elite und ist auch heute noch ein Ort, an dem Mode, Bücher und feines Essen aufeinandertreffen. Die Galerie beherbergt renommierte Boutiquen, traditionelle Buchläden und gemütliche Cafés.
Tres chic, sage ich da nur! Die Galerie Vivienne hat sogar eine eigene Internetadresse >> https://www.galerie-vivienne.com/ <<
Galerie Colbert
Parallel zu Galerie Vivienne liegt die Galerie Colbert. 1826 eröffnet, diente sie ursprünglich als Konkurrenz zur benachbarten Galerie. Heute steht sie unter der Schirmherrschaft der Bibliothèque Nationale de France und beherbergt akademische Institute.
Deshalb sitzen an den beiden Eingängen Wachleute und kontrollieren die Einkaufstaschen, was so manchen Besucher abschreckt.
Auch die Galerie Colbert fasziniert mit ihrem prachtvollen Glaskuppeldach und ihrer eleganten Architektur, die uns in eine vergangene Zeit zurückversetzt.
Passage des Panoramas
Die Passage des Panoramas in Paris gilt als eine der ältesten überdachten Passagen in Paris. Ich bin jedes Mal wieder fasziniert von ihrer historischen Architektur und dem Charme vergangener Zeiten. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1799 dient sie als Einkaufs- und Flaniermeile.
Diese Passage, die ursprünglich für ihre großflächigen Panoramagemälde bekannt war, zieht auch heute noch Kunst- und Literaturliebhaber gleichermaßen an. Die Glasdachkonstruktion wirft ein besonders magisches Licht auf die darunterliegenden Boutiquen, Buchläden und Kunstgalerien.
Besonders beliebt ist sie bei Philatelisten und Numismatikern, da sich hier einige der renommiertesten Briefmarken- und Münzgeschäfte von Paris befinden.
Wir brauchen nur den Boulevard Montmartre überqueren und stehen schon in der nächsten Passage, die zu den beliebtesten der Pariser Passagen gehört, der Passage Jouffroy.
Passage Jouffroy
Die Passage Jouffroy wurde im Jahr 1845 erbaut und bietet eine charmante Mischung aus Alt und Neu. Sie war eine der ersten Passagen, die komplett aus Eisen und Glas gebaut wurden, eine architektonische Innovation ihrer Zeit.
Heute beherbergt sie eine Vielzahl von Geschäften, darunter das berühmte Wachsmuseum Musée Grevin, traditionelle Spielzeuggeschäfte und Cafés. Die Passage ist ein perfekter Ort, um die Pariser Kultur und Geschichte zu erleben.
Passage Verdeau
In der Passage Verdeau, die als Verlängerung der Passage Jouffroy betrachtet wird, befindet sich eines meiner Lieblingsgeschäfte in Paris, das Au Bonheur des Dames. Es ist ein Geschäft, das alles auf Lager hat, was mit dem Thema Kreuzstich zu tun hat und hält somit Leinen, Garne und Stickvorlagen vorrätig. Ein Paradies für alle, die gerne Handarbeiten!
Um zur nächsten Passage auf unserem Rundgang zu gelangen, müssen wir zum Boulevard Montmartre zurück und wenden uns rechts, wo wir in die Rue de Richelieu einbiegen. Auf Nr. 97/99 erwartet uns die Passage des Princes.
Passage des Princes
Die Passage des Princes zählt zur jüngsten Passage in Paris. Errichtet wurde sie im Jahr 1860 und fällt somit unter die Ära von Baron Haussmann, unter dessen Ägide und Bauwut viele der Einkaufspassagen verschwanden.
Auch die Passage Princes verschwand 1985, wurde allerdings 10 Jahre später wieder originalgetreu aufgebaut.
Leider ist sie momentan geschlossen und nur durch ein Gitter gelang es mir, einige Fotos zu machen.
Um zur nächsten Passage zu gelangen, laufen wir kreuz und quer durch die Gassen bis wir in der Passage de Choiseul landen.
Passage de Choiseul
Diese Passage, die mit einer Länge von 190 Metern die längste Passage in Paris ist, wurde 1827 eröffnet.
In der Passage Choisel befinden sich die unterschiedlichsten Geschäfte. Zur Zeit meines Besuchs, im Frühling 2024, gab es lange Warteschlangen vor einem Laden, das japanische Figuren verkauft. Da man der Passage schon einen Niedergang vorausgesagt hat, freut mich der Andrang. Ebenfalls anzutreffen sind kleine Imbissläden, die ebenfalls gut besucht sind.
Mit dem Besuch der Passage de Choiseul neigt sich dieser Spaziergang dem Ende zu.
Doch wer noch Zeit und Lust hat, begleitet mich zu den Pariser Passagen, die etwas weniger bekannt sind, ausgenommen davon ist die Passage du Grand-Cerf.
Passage du Grand-Cerf
Die Passage du Grand-Cerf besticht durch ihr beeindruckendes Glasdach, das für eine lichtdurchflutete Atmosphäre sorgt. Erbaut im Jahr 1825, bietet diese Passage heute eine Mischung aus angesagten Kunsthandwerksläden, Schmuckgeschäften und Modeboutiquen. Sie ist ein Paradies für Liebhaber des Einzigartigen und Handgemachten. Wer ausgefallene Geschenke aus Paris sucht, ist in der Passage du Grand-Cerf gut aufgehoben.
Passage du Bourg-l’Abbé
Gleich vis-a-vis von der der Passage du Grand-Cerf befindet sich in der Verlängerung die Passage du Bourg-L’Abbé, die eindeutig schon schönere Tage gesehen hat.
Ursprünglich war die Passage länger, doch der Boulevard de Sébastopol war wichtiger und so wurde diese Passage gekürzt.
Diesen Boulevard laufen wir jetzt einfach entlang um in der nächsten Passage zu landen.
Passage du Ponceau
Diese Passage zählt wohl zu den höchsten und schmälsten Passagen in Paris. Angelegt wurde sie im Jahre 1826 und hoffentlich war sie damals belebter. Leider sind derzeit viele Geschäfte leer und aufgelassen.
Passage du Caire
Die Passage du Caire ist eine der ältesten überdachten Passagen in Paris. Sie wurde im Jahr 1798 eröffnet und befindet sich im 2. Arrondissement, im Viertel Sentier, das historisch für die Textilindustrie bekannt ist. Die Passage erstreckt sich über die Straßen Rue du Caire, Rue Saint-Denis und Rue du Nil.
Das besondere an der Passage du Cairo ist ehrlicherweise nicht die Passage selbst (sie wird von hauptsächlich von Modegroßhändlern belebt), sondern die Fassade des Hauseinganges in der Rue du Caire. Da gibt es etwas versteckt Hieroglyphen, die das Haus schmücken und drei Köpfe der Göttin Hathor, die auf der Fassade zu finden sind.
Zur nächsten Passage laufen wir etwas länger und passieren dabei das sehenswerte Monument Port Sainte-Denise.
Passage du Prado
Im Laufe der Jahrzehnte durchlief die Passage verschiedene Phasen des Niedergangs und der Erneuerung. In jüngster Zeit wurden Renovierungen durchgeführt, um die Passage du Prado zu revitalisieren und ihren historischen Charakter zu bewahren.
Mir scheinen die Bemühungen nicht wirklich gelungen zu sein, aber immerhin ist die Passage belebt und passt in das Stadtviertel.
Auch die nächste Passage hat sich an das Viertel angepasst, oder sollte ich sagen, das Viertel an die Passage?
Passage Brady
Die Passage Brady, auch als „Little India“ von Paris bezeichnet, bietet eine farbenfrohe Mischung aus Kulturen und Aromen. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1828 ist sie ein Zentrum für indische, pakistanische, sri lankesische und bangladesische Kulturen und Küchen. Ein Besuch ist wie eine Reise in eine andere Welt, mit einer Fülle von Gewürzen, Stoffen und traditionellen Gerichten.
Wer in Paris ein traditionelles indisches Curry essen möchte, ist in der Passage Brady an der richtigen Adresse.
Karte mit den Passagen von Paris
Wenn Du das nächste Mal in Paris bist, besuchst Du auch hoffentlich die Passagen. Diese Karte soll die helfen, sie zu finden.
2 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Spannend. Ich wusste gar nicht, dass es in Paris so viele Passagen gibt. Spannend hätte ich übrigens gefunden, wenn du noch eine kleine Infobox zu Passagen ganz generell verfasst hättest. Wie und und vor allem wieso sind sie entstanden? Vor der Architektur her wirkt es ja ein bisschen so, als seien die alle innerhalb kurzer Zeit gebaut worden. Und auch spannend fände ich, ob diese hohe Passagendichte eine Pariser Eigenheit ist? Ich kenne ähnliche Passagen in Milano, Istanbul und Bukarest, aber ich wüsste nicht, wo es sonst noch derart viele geben würde.
Hallo Gudrun
Danke für diesen wundervollen Beitrag über Paris. Mal ein ganz anderer Ansatz für einen wirklich spannenden und informativen Bericht. So habe ich Paris noch nicht gesehen.
Mike