Der Jakobsweg: Eine Weitwanderung für dich und mich

Ich bin keine begeisterte Wanderin und vor dem Wort „Weitwandern“ schrecke ich sowieso zurück. Wobei es dann in meinem Leben doch so einige Weitwanderungen gab, an die ich gerne zurückdenke. Da war zum einen der 24-Stunden-extrem-Marsch im Burgenland (hier nachlesen) und zum anderen ein Mehrtagestrip in der marokkanischen Wüste (hier nachlesen).

Aber wenn ich mich wirklich aufraffen könnte, eine bestimmte Wanderung in Angriff zu nehmen, die mehrere Wochen dauern würde, dann würde ich wohl den Jakobsweg wählen. Ich habe sogar Bücher von diesem Pilgerweg bei mir zuhause im Regal stehen.

Symbol vom Jakobsweg und Person die auf dem Weg wandert
Unterwegs am Jakobsweg – ©gregorioa-Shutterstock.com

Warum gerade der Jakobsweg?

Warum ich mich gerade für den Jakobsweg in Angriff entscheiden würde, hat mit meinem Beruf als Buchhändlerin zu tun. 1997 erschien das Buch „Auf dem Jakobsweg“ von Paulo Coelho und es wurde uns in der Buchhandlung förmlich aus der Hand gerissen. Jahre später folgte ein weiterer Bestseller von Hape Kerkeling mit dem Titel „Ich bin dann mal weg“. Mittlerweile gelten beide Bücher als Klassiker der Reiseliteratur über den Camino de Santiago.

Als fleißige Buchhändlerin habe ich natürlich beide Werke gelesen und es gefiel mir, was ich da las. Ich kaufte mir sogar einen Wanderführer, aber dabei blieb es.

Aber je älter ich werde, desto mehr liebäugle ich mit der Idee den Weg wirklich in Angriff zu nehmen. Einfach einen Fuß vor den anderen setzen und irgendwann in Santiago de Compostela ankommen. Alle Sorgen hinter mir lassen und am Ende das Gefühl haben, ich habe etwas großartiges geschafft.

Doch soll ich wirklich alleine losmarschieren? Wer könnte mit Tipps für diese spezielle Wanderung geben? Und wo soll ich starten?

Wanderweg zum Arthur's Seat
Das ist nicht der Jakobsweg!

Die verschiedenen Routen

Es gibt mehrere Routen, die nach Santiago de Compostela führen, die bekannteste ist sicherlich der „Camino Francés“, der Französische Weg. Diese Route beginnt in der französischen Stadt Saint-Jean-Pied-de-Port und führt über 800 Kilometer durch die Pyrenäen und das spanische Hochland bis nach Santiago. Auf dieser Route würde ich die Städte Pamplona, Burgos und León passieren, als Liebhaberin von Kunst und Kultur natürlich ein absolutes Muss für einen Zwischenstopp.

Andere beliebte Routen sind der „Camino del Norte“, der entlang der Küste des Kantabrischen Meeres verläuft, und der „Camino Portugués“, der in Portugal beginnt. Jede Route hat ihren eigenen Charakter, geprägt von der Landschaft, den kulturellen Einflüssen und den Menschen, denen man unterwegs begegnet.

Theoretisch könnte ich auch direkt von meiner Haustüre in Wien wegmarschieren, echte Pilger machen es so, aber für diesen Gewaltmarsch würde ich wohl mehrere Monate, wenn nicht sogar Jahre brauchen.

Schild mit dem Text: Camino Santiago
Wo geht es hier zum Jakobsweg? – ©Gregory_Fish-Shutterstock.com

Praktische Tipps für den Jakobsweg

Mittlerweile ist es „modern“ geworden, eine Weitwanderung zu unternehmen und es sind viele Ratgeber und Wanderführer zum Thema Jakobsweg erschienen. Praktischerweise habe ich einen Freund, der als Weitwanderer schon öfter auf Pilgerpfaden unterwegs war. Ihn habe ich um Tipps gebeten.

Roberts erster Rat lautete: Bereite dich gut vor!

Gründliche Planung der Route, die Wahl der richtigen Ausrüstung und körperliche Vorbereitung sind wichtig. Viele Pilger übernachten in den Herbergen entlang des Weges, die einfache Unterkünfte bieten. Robert rät mir auch, die Reise außerhalb der Hochsaison zu planen, um großen Menschenmassen zu entgehen.

Aussicht in die Wüste
4 Tage Wandern in der Wüste habe ich schon hinter mir

Roberts Packliste für den Jakobsweg

Die richtige Ausrüstung ist ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche und angenehme Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Da du jeden Tag dein Gepäck selbst tragen wirst, ist es wichtig, leicht und effizient zu packen. Hier ist eine grundlegende Packliste, die dir helfen soll, gut vorbereitet zu starten:

  1. Rucksack: Ein Rucksack mit einem Fassungsvermögen von etwa 30-40 Litern ist ideal. Achte darauf, dass er gut sitzt und über eine gute Rückenpolsterung und Belüftung verfügt.
  2. Schuhe: Bequeme, gut eingelaufene Wanderschuhe sind wichtig. Achte darauf, dass sie wasserdicht und atmungsaktiv sind. Viele Pilger nehmen zusätzlich ein Paar leichte Sandalen oder Flip-Flops für die Abende in den Herbergen mit.
  3. Kleidung: Schichte deine Kleidung, um auf wechselnde Wetterbedingungen vorbereitet zu sein. Packe leichte, schnell trocknende Kleidung ein, die du gut kombinieren kannst:
    • 2-3 T-Shirts (atmungsaktiv)
    • 1-2 langärmlige Shirts oder Pullover
    • 2 Paar Wanderhosen (eine kurze, eine lange) oder eine Zipp-Hose
    • 3-4 Paar Wandersocken
    • 2 Paar Unterwäsche
    • Eine leichte Jacke (wasser- und winddicht)
    • Hut oder Kappe für den Sonnenschutz
  4. Schlafsack: Ein leichter Schlafsack oder ein Hüttenschlafsack ist in den meisten Herbergen ausreichend
  5. Hygieneartikel: Nimm nur das Nötigste mit und achte darauf, dass alles in kleinen, reisefreundlichen Größen verpackt ist:
    • Zahnbürste und Zahnpasta
    • Seife/Shampoo (in fester Form, um Platz und Gewicht zu sparen)
    • Handtuch (Mikrofaser, schnell trocknend)
    • Sonnencreme und Lippenbalsam mit UV-Schutz
    • Blasenpflaster und eine kleine Erste-Hilfe-Ausrüstung
  6. Technik: Viele Pilger nehmen heutzutage auch ein paar technische Geräte mit. Denke jedoch daran, diese minimal zu halten:
    • Handy samt Ladegerät
    • Kleine Powerbank
  7. Dokumente und Geld: Die wichtigsten Dokumente sollten immer griffbereit und gut geschützt sein:
    • Personalausweis oder Reisepass
    • Pilgerausweis (für Stempel in den Herbergen)
    • Bargeld und/oder Kreditkarte
    • Versicherungskarte
  8. Wasserflasche: Eine wiederverwendbare Wasserflasche ist unverzichtbar, um unterwegs hydriert zu bleiben. Viele Pilger bevorzugen eine Flasche mit integriertem Wasserfilter.
  9. Sonstige Ausrüstung:
    • Wanderstöcke (besonders hilfreich bei unebenem Gelände oder für lange Strecken)
    • Regenhülle für den Rucksack
    • Ohrstöpsel (unverzichtbar für ruhige Nächte in den Herbergen)
    • Notizbuch und Stift (um Gedanken oder Erlebnisse festzuhalten)

Alles, was du packst, musst du über viele Kilometer tragen. Überlege dir gut, was du wirklich brauchst.

Danke, Robert!

Wanderrucksäcke
Ein guter Wanderrucksack ist wichtig für den Jakobsweg! – ©MaxMaximovPhotography-Shutterstock.com

Reiseplanung Jakobsweg

Schon Roberts erster Rat beunruhigt mich. Ich bin ehrlicherweise keine große Planerin, sondern mehr so der Hans-guck-in-die-Luft. Gibt es nicht Reisebüros, die die Planung für mich übernehmen könnten? Laufen muss ich dann sowieso selbst.

Und ehrlich gesagt, liebäugle ich sogar mit einem Gepäckservice.

Ein Reisebüro würde mir den Großteil der Planung und der Organisation abnehmen. Sie kümmern sich um die Buchung von Unterkünften, den Transport und manchmal eben auch um das Gepäcktransportservice zwischen den Etappen. So würde ich mir Zeit und Mühe sparen, die ich in Recherche und Buchung investieren müsste.

Reiseagenturen, die sich auf den Jakobsweg spezialisiert haben, verfügen über umfassendes Wissen und Erfahrung mit der Route. Sie kennen die besten Herbergen. Ich müsste nicht herumsuchen und mich auf Bewertungen von anderen Pilgern verlassen. Zusätzlich hätte ich einen klar geregelten Tagesablauf und müsste mich nicht unterwegs um Unterkünfte kümmern.

Es mag auch nur auf den ersten Blick teurer erscheinen, über eine Agentur zu buchen, in Wirklichkeit hätte ich so einen Überblick über die Gesamtkosten meiner Reise, ohne versteckte Gebühren oder unerwartete Ausgaben.

Außerdem hätte ich Zugang zu einem Notfallkontakt, der mir bei Problemen oder unvorhergesehenen Ereignissen zur Seite steht.

Person auf einem Wanderweg
Wandernd unterwegs auf den kapverdischen Inseln

Pilgern oder Wandern?

Doch bin ich wirklich geeignet den Jakobsweg zu gehen? Sind da nicht nur religiöse Menschen unterwegs? Mein Freund Robert beruhigt mich.

Er hat während seiner Pilgerreise die unterschiedlichsten Menschen getroffen. Hauptsächlich waren Personen unterwegs, die ihrem hektischen Alltag entfliehen wollten. Sie hatten Zeit über ihr Leben nachzudenken, der religiöse Aspekt war für die meisten seiner Begleiter nicht wichtig. Für Robert selbst übrigens auch nicht.

Die Einfachheit des Lebens auf dem Jakobsweg, das Gehen im Rhythmus der eigenen Schritte und die Begegnung mit der Natur helfen vielen Menschen, Klarheit und Frieden zu finden.

Ein spanisches Sprichwort lautet übrigens:

“Nach Jerusalem wandert man, um Jesus zu finden, nach Rom geht man zum Papst, doch auf dem Weg nach Santiago de Compostela sucht man sich selbst.”

Bist Du auf der Suche nach dir selbst? Und hast Du Dich beim Pilgern gefunden?

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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

Ich tue. Ich reise. Ich bin.

Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.

Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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