Wiener Zuckerbäckerei
Schon beim Durchblättern des Buches Wiener Zuckerbäckerei habe ich eine Duftmischung aus süßen Staubzucker und feinen Mehlstaub in meiner Nase. Ich höre förmlich das Geräusch des Handmixers, dessen Quirle das Eiklar zu Eischnee schlagen. Ich blättere weiter, verliere mich im Rezept für Zwetschkenfleck, gelange zu den Cremeschnitten und bleibe schließlich bei den Topfenknödeln mit Zwetschkenröster hängen. Kapitel sechs des Buches widmet sich dem Weihnachtsgebäck, schon studiere ich das Rezept für Vanillekipferl und vergleiche es mit den Aufzeichnungen meines Vaters.
Rezepte eines Zuckerbäckers
Mein Vater war Konditor und hatte ebenso wie Therese Schulz, deren handgeschriebene Rezepte die Inspiration für das Buch Wiener Zuckerbäckerei lieferten, eine Art Rezeptkartei. Es handelt sich dabei um kleine Zetteln in verschiedenen Farben, darauf gekritzelt sind Zutaten samt Mengen, umschlossen ist das Päckchen mit einem etwas dickeren Gummiringerl. Und dann gibt es noch eine Mappe mit losen Din-A4 Zetteln, manche Rezepte tragen die Handschrift meiner Mutter, ist ein Rezept schwer lesbar, war mein Vater der Verfasser.
Glücklicherweise ließ ich diese Zetteln vor Jahren einscannen, mein Bruder band die Blätter zu einem schmalen Buch, das ich wie einen Schatz hüte.
Süße Klassiker der Wiener Küche
Aber auch das Backbuch Wiener Zuckerbäckerei von Bernadette Wörndl, das ich momentan in meinen Händen halte, ist ein wahrer Schatz für Liebhaber traditioneller österreichischer Backkunst. Diejenigen, die auf der Suche nach nostalgischen Rezepten sind, werden es lieben. Mit dem Untertitel „Süße Klassiker und wiederentdeckte Schätze“ bringt das Buch nicht nur altbekannte Klassiker auf den Tisch, sondern präsentiert auch weniger bekannte Süßspeisen, wie zum Beispiel den Diplomatenpudding oder die Spanische Windtorte.
Was mir besonders gut gefällt, ist die klare Struktur der Rezepte. Jedes Rezept ist mit viel Liebe zum Detail beschrieben, was das Nachbacken leicht macht, auch für Personen, die sich vielleicht nicht als geübte Bäcker sehen. In den Überschriften der jeweiligen Rezepte finden sich geschichtliche Informationen über das Backwerk. Zusätzlich veranschaulicht die Autorin auf einzelnen Doppelseiten die Kunst des Backens.
Da gibt es Nachhilfe für Rührkuchen, Strudel- oder Germteig und auch das Tortenfüllen will gelernt sein.
Vorsicht, Kalorien!
Wunderschöne Fotos von den jeweiligen Keksen, Kuchen und Torten ergänzen die Rezepte dermaßen optimal, dass ich mich zurückhalten musste: Soll ich jetzt ins Buch beißen ob der abgebildeten Köstlichkeiten? Ich habe mich dann doch aufgerafft und bin zum Zuckerbäcker meines Vertrauens marschiert um ein Punschkrapferl zu erstehen.
Die Fotos im Buch beziehen sich übrigens nicht nur auf die jeweilige Süßspeise, sondern transportieren ein Gefühl der Wiener Kaffeehauskultur in die Backstuben und Küchen der hoffentlich zahlreichen Käufer.
Zusammengefasst: Es ist ein wunderbares Buch, das sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet ist. Die Rezepte sind eine Einladung, die süße Seite Wiens in der eigenen Küche zu erleben. Ein Muss für alle, die sich nicht nur für die Kunst des Backens begeistern, sondern auch für alle Liebhaber von Wien.
Bernadette Wörndl: Wiener Zuckerbäckerei
Erschienen im Dorling Kindersley Verlag, München
ISBN 978-3-8310-4857-1
August 2024
fester Einband (Mit Goldfolienprägung), mit farbigen Fotos und Lesebändchen
Offenlegung: Das Buch wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt.
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.