Die Wiener Ringstraße – Ein Rundgang

Wie oft habe ich das Burgtheater besucht, im Café Schwarzenberg eine Melange geschlürft und mich ins Audimax der Uni Wien gesetzt. Ich war im Urania-Kino und auf meinem Weg in meine Arbeit bin ich immer am Palais Ephrussi vorbeigegangen. Jahrelang habe ich sie fast täglich überquert, unterirdisch oder oberirdisch. Über Architektur, Geschichte und Gestaltung habe ich mir allerdings nie Gedanken gemacht. Sie war einfach immer da, die berühmte Wiener Ringstraße.

Viktoria Statue golden auf dem Obelisken, genannt Liebenbergdenkmal an der Wiener Ringstrasse
Das Liebenberg Denkmal an der Wiener Ringstraße

Was die Ringstraße wirklich ausmacht

Lustigerweise sucht man sie Stadtplan vergebens. Kärntner Ring, Opernring, Burgring, Doktor-Karl-Renner-Ring, Universitätsring, Schottenring, Stubenring, Parkring und Schubertring heißen die Abschnitte, die gemeinsam die Wiener Ringstraße bilden. Diese Einteilung verleiht der Ringstraße nicht nur eine besondere Struktur, sondern hebt auch die Vielfalt der Stadt hervor.

DAs Gebäude vom Musikverein an der Ringstrasse
Unterschiedliche Baustile und trotzdem ein ganzes: Die Wiener Ringstraße – im Bild der Musikverein

Der Wille des Kaisers und die Entstehung einer Prachtstraße

1857 legte Kaiser Franz Joseph mit dem Befehl „Es ist mein Wille…“ den Grundstein für dieses außergewöhnliche Projekt. Die mittelalterlichen Stadtmauern wurden abgetragen, und das „Glacis“, ein breites freies Gebiet, wich den beeindruckenden Palästen und Repräsentationsbauten. Diese Transformation machte die Ringstraße zur größten Baustelle Europas und schuf die Bühne für einige der berühmtesten Gebäude Wiens: das Kunsthistorische Museum, die Staatsoper, das Parlament und viele mehr.

INschrift in einem Gebäude an der Ringstrasse: Errichtet unter der Regierung des Kaisers Franz Joseph I im Jahre 1910
Die Gebäude der Ringstraße huldigen mit einer Inschrift Kaiser Franz Joseph, er ließ das Glacis schleifen und Prachtbauten errichten

Eine Vielfalt an Bauwerken – Von Palästen und Repräsentationsbauten

Neben den kaiserlichen Gebäuden gibt es auch zahlreiche andere Bauwerke, die die Ringstraße bereichern. Die Börse, das Konzerthaus, das MAK und die Votivkirche gehören dazu, jedes Gebäude mit einem eigenen Stil und Charakter. Auch die Secession und die Postsparkasse erweitern die architektonische Vielfalt.

Die Votivkirche
Die Votivkirche steht zwar etwas versetzt, zählt aber trotzdem zur Wiener Ringstraße

Hier eine Liste der wichtigsten Gebäude:

·  Wiener Staatsoper: Die Wiener Staatsoper, entworfen von den Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll, wurde 1869 im Neorenaissancestil eröffnet und prägt die Ringstraße mit ihrer monumentalen Fassade.

·  Rathaus: Das 1883 von Friedrich von Schmidt erbaute Wiener Rathaus beeindruckt mit seinem neugotischen Stil, der an flämische Gotik erinnert, und seinem hohen Turm, gekrönt vom berühmten Rathausmann.

·  Parlament: Der neoklassizistische Bau des Parlamentsgebäudes, gestaltet von Theophil von Hansen, wurde 1883 fertiggestellt. Er symbolisiert mit seiner Säulenfassade und der Pallas-Athene-Statue demokratische Werte im antiken griechischen Stil.

·  Burgtheater: Das Burgtheater, ein Meisterwerk des Neobarocks, wurde 1888 von den Architekten Gottfried Semper und Karl Freiherr von Hasenauer fertiggestellt. Es zeigt eindrucksvolle Statuen und Fresken, die das kulturelle Erbe Wiens widerspiegeln.

·  Kunsthistorisches Museum: Das Kunsthistorische Museum, das 1891 von Carl Hasenauer und Gottfried Semper im Stil der Neorenaissance erbaut wurde, beeindruckt mit seiner prächtigen Kuppel und der detailreichen Fassade.

·  Naturhistorisches Museum: Ebenfalls 1891 von Carl Hasenauer und Gottfried Semper eröffnet, spiegelt das Naturhistorische Museum im Stil der Neorenaissance die Symmetrie und Pracht des gegenüberliegenden Kunsthistorischen Museums wider.

·  Universität Wien: Die Uni Wien, entworfen von Heinrich von Ferstel und 1884 im Neorenaissancestil eröffnet, symbolisiert mit ihrer Fassade und den Arkadenhöfen die Bildungsarchitektur der Renaissance.

·  Votivkirche: Die Votivkirche, ein Werk von Heinrich von Ferstel im neugotischen Stil, wurde als Dank für das überlebte Attentat auf Kaiser Franz Josef I. erbaut und stellt ein Beispiel für neugotische Sakralarchitektur dar.

·  Künstlerhaus: Das Künstlerhaus, 1868 von August Weber im eklektischen Stil erbaut, vereint verschiedene architektonische Einflüsse. Es ist ein bedeutendes Zentrum der Wiener Kunstszene.

·  Musikverein: Der Musikverein, von Theophil von Hansen im Neoklassizismus gestaltet und 1870 eröffnet, gilt als einer der besten Konzertsäle der Welt.

·  Postsparkasse: Die von Otto Wagner im Jugendstil entworfene Postsparkasse, 1906 eröffnet, besticht durch ihre innovative Gestaltung und den Einsatz moderner Materialien wie Aluminium.

Das Kunsthistorische Museum
Blick vom Dach des Naturhistorischen Museums auf das Kunsthistorische Museum

Luxushotels entlang des Rings – Wo Geschichte auf Komfort trifft

Entlang der Wiener Ringstraße reihen sich nicht nur Kulturstätten und historische Bauten, sondern auch die elegantesten Hotels der Stadt, zum Beispiel das Grand Ferdinand. Eine Übernachtung im Hotel am Ring Wien bietet die perfekte Ausgangslage, um die prachtvolle Architektur und Geschichte der Wiener Ringstraße hautnah zu erleben. Viele dieser Häuser sind in prachtvollen Palais untergebracht, deren Fassaden und Interieurs an die Glanzzeiten der Monarchie erinnern.

Einige dieser Hotels verfügen über beeindruckende Lobbys mit Marmor, Kronleuchtern und Kunstwerken. Sie versetzen die Besucher in das Wien des 19. Jahrhunderts. Manche Hotels legen großen Wert auf Gastronomie und beherbergen Restaurants und Bars, in denen Wiener Küche und internationale Gerichte serviert werden – eine kulinarische Reise für sich.

Die Postsparkasse Wien
Wer in Wien ist, sollte unbedingt einen Blick in die Räume der Postsparkasse werfen, es lohnt sich!

Entdecken der Details – Ein zweiter Blick auf Wiens Architektur

Besonders bei einer Stadtführung zum Thema Ringstraße und derer gibt es etliche, hat man genügend Zeit, die Details der Ringstraße ausgiebig zu betrachten: die prachtvollen Fassaden, die Statuen und die kunstvollen Inschriften. Der doppelköpfige Adler am ehemaligen Kriegsministerium, die goldene Viktoria, die das Denkmal von Johann Andreas von Liebenberg ziert, und die berühmte Johann Strauss-Statue, die täglich die Touristen verzaubert, fallen nun besonders auf.

Übrigens: Johann Strauss komponierte 1862 die „Demolirer-Polka“ als Anspielung auf die Abrissarbeiten und anschließende Bauwut für die Erneuerung der Ringstraße.

Strauss Denkmal im Stadtpark
Auch Johann Strauss fidelt unweit der Ringstraße im Stadtpark

Die Ringstraße als Gesamtkunstwerk

Und das sind nur einige wenige kleine Betrachtungen. Es ist unglaublich, dass so viele kleine Details ein großes Ganzes bilden. Kommendes Jahr, also 2025, wird die Ringstraße übrigens 160 Jahre alt. Ein würdiges Alter für ein großartiges Gesamtkunstwerk.

Posted in , ,

Hinterlassen Sie einen Kommentar





Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

Ich tue. Ich reise. Ich bin.

Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.

Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

MUSEUMSBLOG

BÜCHERBLOG

REISENOTIZEN