Costa Rica: Im Regenwald, da regnet’s halt
Ein Gastbeitrag über den Regenwald von Costa Rica von Sonja Warter
Nach Costa Rica kommt man ja nicht nur wegen der schönen palmengesäumten Strände, sondern genauso wegen der grandiosen Natur, dem herrlichen Grün des Regenwaldes, der vielen Tiere und der exotischen Früchte. So auch wir. Deswegen verließen wir schon bald die karibische Küste, wo wir fast bis zur Grenze von Panama unterwegs waren, und fuhren nach Norden, in den Regenwald. Dort ist es zwar nicht überraschend, dass es oft regnet, trotzdem war es für meinen Geschmack etwas viel. Glaubt man den Einheimischen, hätte es durchaus etwas Sonne dazwischen geben sollen. Bessere Planung/Reisezeit hilft übrigens nur bedingt: Darüber wo und wann in Costa Rica Regenzeit ist, sind sich nicht einmal die Ticos einig.

Ananas und Gewürze in Sarapiqui
Schon mal eine frische Ananas direkt nach der Ernte gekostet? Ich bis zu einer Führung auf einer Farm in Sarapiqui nicht. Und ab jetzt werde ich vermutlich auch keine aus unserem Supermarkt mehr essen, denn das kann nur eine Enttäuschung werden. In Costa Rica sind diese Früchte richtig richtig gut! Vor allem, wenn man sie ausreichend lange, nämlich zwei Jahre, reifen lässt und sich nicht darum kümmert, ob sie irgendwelche Normmaße erreichen. Artgerecht zerteilt mit einer Art Machete sind sie ein einziger Genuss.


Seit dieser Führung weiß ich außerdem, dass in Costa Rica praktisch jedes Gewürz der Welt wächst, nur kümmert es halt keinen. Vanille, Nelken, Zimt – alle Zutaten für einen weihnachtlichen Punsch stehen einfach so in der Landschaft herum. Gelernt habe ich außerdem, dass die „alten“ Ticos sowas wie Salat für neumodischen Schnickschnack halten und lieber das essen, was der Boden schon seit Jahrhunderten hergibt wie z. B. Bohnen oder Yuca. Ein bisschen Basilikum als Gewürz und alles ist gut.
Auch an die moderne Medizin glauben manche bis heute nicht – Krankheiten sind schließlich eine Strafe Gottes, die man ertragen muss. Und noch was habe ich herausgefunden: Zumindest in ländlichen Gebieten müssen Frauen bei Mahlzeiten und anderen Gelegenheiten auf ihren Mann verzichten. Der isst nämlich lieber bei der Mama, die hat sowieso die Hosen an.
Ankunft in Boca Tapada: tiefer in den Regenwald
Nachdem wir all das und mehr erfahren und ein köstliches Mittagessen inklusive Ananaskuchen verspeist hatten, machten wir uns auf den Weg nach Boca Tapada, das noch tiefer im Regenwald von Costa Rica gelegen ist. Apropos Regen(wald): Habe ich erwähnt, dass es seit unserer Ankunft praktisch immer geregnet hat? Und falls gerade doch mal kein Wasser von oben kam, zeigte der Himmel ein wenig einladendes Grau-Schwarz, von Sonne keine Spur. Sämtliche Wege waren somit mehr als schlammig, und zwar so sehr, dass wir uns gar nicht mehr die Mühe machten, zwischendurch den Dreck von den Schuhen zu entfernen.
Auf dem Wasser: Bootstour bis fast nach Nicaragua
Am ersten Morgen in Boca Tapada – es war der Christtag – hatten wir eine Bootsfahrt gebucht, die Guide Hugo mit seinen Erklärungen im schönsten Esperanto durchaus unterhaltsam gestaltete. Nach wie vor war das Wetter so, dass es wenig Sinn machte, eine teure Kamera zu zücken, da das Wasser nicht nur von unten, sondern auch von oben und von der Seite kam. Trotzdem hat sich die Fahrt, die bis an die Grenze zu Nicaragua führte, ausgezahlt: Wir konnten Leguane, die sich malerisch auf Bäumen und Sträuchern tummelten, Krokodile auf dem Weg ins Wasser, prächtige Aras, bunte Tukane und jede Menge andere Vögel in freier Wildbahn bestaunen.



Nachtsafari im Regenwald: Frösche, Schlamm und Gummistiefel

Am Abend ging es weiter mit den Tieren und Guide Hugo. Für den Nightwalk borgten wir uns Gummistiefel aus, was, wie sich herausstellte, eine hervorragende Idee war. Obwohl wir die markierten Wege nicht verließen, standen wir teilweise knöchelhoch im Schlamm. Hugo hatte ein geschultes Auge und fand vor allem Frösche und Kröten, von denen es in Costa Rica Hunderte Arten gibt, am laufenden Band. Besonders toll fand ich den bekannten Rotaugenlaubfrosch, der auch keine Hemmungen hat, sich in der Öffentlichkeit zu paaren, wie wir schon bei anderer Gelegenheit festgestellt hatten. Meinen absoluten Favoriten konnte ich leider nicht fotografieren, da er so winzig ist, dass er nur schwer zu sehen ist und meiner Kamera immer wieder entkam: den orangen Bluejean-Frosch mit seinen charakteristischen blauen Beinchen.
Ohne touristische Highlights geht es nicht: La Fortuna und El Arenal
Als nächstes nächtigten wir in einer Lodge mitten im Regenwald in Costa Rica. So eine Hängematte auf dem Balkon mit Blick auf den Dschungel hat schon was für sich. Dennoch beschlossen wir, von hier aus zwei der klassischen Touristenhighlights zu besuchen. Der Wasserfall bei La Fortuna ist durchaus sehenswert, allerdings muss man in Kauf nehmen, dass man ihn nur in Gesellschaft vieler anderer Touristen bewundern kann, trotz der 20 USD Eintritt. Wenn man die etwa 500 Treppenstufen nach unten überwunden hat, steht man direkt davor.
Das Wasser ergießt sich in einem überraschend schmalen Strahl aus einer Fallhöhe von etwa 60 Metern in ein Becken, in dem man sogar schwimmen darf, wenn es das Wetter erlaubt. In unserem Fall tat es das natürlich nicht. Eh klar. Warum dieser Wasserfall etwas Besonderes selbst für uns Österreicher ist? Das Wasser stürzt nicht, wie wir es gewöhnt sind, über glatte Felsen hinab, sondern scheint direkt aus dem Dschungel zu kommen. Echt cool!

In der gleichen Gegend befindet sich der legendäre Vulkan El Arenal, den man von vielen Werbemotiven kennt. Der Vulkan gilt als aktiv, ist aber seit 2010 nicht mehr ausgebrochen. Wer den gleichnamigen Nationalpark besucht, hat einen herrlichen Blick auf den ehemals feuerspeienden Berg. Der offene Eingang hinter dem Parkplatz lässt zuerst etwas anderes vermuten, doch es gilt auch hier: Ohne Geld keine Musik. Eine kleine Wanderung in diesem Nationalpark ist trotzdem zu empfehlen.

Prächtige Schmetterlinge im Ecocentro Danaus
Im Ecocentro Danaus begaben wir uns ein weiteres Mal auf die Suche nach den vielen bunten und weniger bunten Tieren Costa Ricas. Leider wurden wir großteils enttäuscht. Die Faultiere versteckten sich wieder einmal vor uns, ebenso die Affen. Als Entschädigung bekamen wir aber zumindest Kaimane serviert, die sich für uns auf einem Baumstamm in Positur warfen. Außerdem entdeckten wir es eine Schmetterlingszucht, und die gab wirklich was her. Egal ob Blue Morpho, Bananenfalter oder Schwalbenschwanz: Liebhaber dieser eleganten Tiere kommen voll auf ihre Kosten. Einer der Schmetterlinge war sogar so anhänglich, dass wir ihn versehentlich aus seinem Pavillon mit nach draußen genommen haben. Er wird es uns hoffentlich verzeihen …



Der Nebelwald von Monteverde
Als wir weiter nach Monteverde fuhren, erwartete uns straßentechnisch wieder einmal eine (negative) Überraschung. Die letzten 20 Kilometer waren in einem mehr als erbärmlichen Zustand. Die Schlaglöcher glichen eher Fallgruben und wir fühlten uns ständig wie beim Tagada im Wiener Prater. Wie es trotzdem so viele Touristen in die Gegend schaffen, ist mir bis heute ein Rätsel.
Im Biologischen Reservat der Gegend bekamen wir erstmals Affen – vor allem jene der Sorte Cappuccino (ja, die Kapuzineraffen werden hier wirklich so genannt) – nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Und das trotz des Nebels, der hier aber tatsächlich dazugehört und den Wald durchaus etwas mystisch macht.


Und nachdem wir schon in der richtigen Gegend waren, haben wir uns noch eine Kaffee- und Schokoladenführung gegönnt. Im Grunde unsere letzte Hoffnung, um herauszufinden, ob der Kaffee in Costa Rica – trotz lokalen Anbaus – tatsächlich nicht gut ist oder ob wir bisher einfach nur Pech gehabt hatten. Leider blieb es dabei: Kaffee in/aus Costa Rica kann man auslassen. Das dürfte einerseits an der etwas seltsamen Zubereitung liegen – es gibt meist eine spezielle Art von Filterkaffee –, andererseits wohl an der Röstung. Wegen des Kaffees muss man die weite Reise nach Costa Rica jedenfalls nicht machen.
Auf zur Pazifikküste
Mittlerweile waren wir des Regens und des Nebels wirklich überdrüssig und setzen unsere letzte Hoffnung auf die Pazifikküste, an der das Wetter immer schöner und wärmer sein soll als überall sonst. Das wurde es dann auch, aber genießen konnten wir es nicht mehr. Warum? Das ist eine andere Geschichte …

Seit 2024 schreibt Sonja als Gastautorin auf dem Blog der Reisebloggerin. Als PR-Profi und Ghostwriter beruflich eher sachlich unterwegs, genießt sie es, wenn sie hier auch über ihre Lieblingsspeisen oder unnützes Wissen berichten kann. Bisherige Lieblingsländer: Marokko, Island und Kanada. Sinnlosestes Wort in ihrem Wortschatz: Sää, das finnische Wort für „Wetter“. Sie liebt Fish & Chips mit kanadischem Wildlachs und hasst französische Austern. Zweiteres kann die Reisebloggerin übrigens nicht nachvollziehen.
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Es tut mir leid, dass Ihr so Pech hattet mit dem Wetter! Zu welcher Jahreszeut wart Ihr denn dort? Wir waren vor etlichen Jahren im Juli in Costa Rica. Geregnet hat es immer nur ein paar Stunden am Nachmittag, darauf konnte man sich einstellen. Aber der Klimawandel macht das Wetter natürlich etwas unberechenbarer …
Wir sind damals – aus gutem Grund – mit öffentlichen Verkehrmitteln (Bus, Shuttle, Taxi) gefahren, denn die Fahrer wissen einfach besser mit den Straßen umzugehen als wir. Wir fanden Costa Rica super schön, und es war eines der Länder, in denen wir die meisten Tiere gesehen haben. Schade, dass das bei Euch nicht so gut geklappt hat.
Und warum Ihr die Pazifikküste auch nicht genießen konntet, würde ich jetzt natürlich schon gern wissen 😉