Reisebericht über Costa Rica: von San José zur Karibikküste

Ein Reisebericht Costa Rica von Sonja Warter

Monatelang hatte ich mich darauf gefreut, dem tristen Winter in Wien zu entkommen und entspannt ein bisschen Wärme und Sonne zu genießen – garniert mit langen Sandstränden, einem artenreichen Regenwald und einer einzigartigen Flora und Fauna. Weihnachten und Silvester in Costa Rica! Vom Glühwein zum Pina Colada sozusagen. Ich wollte eintauchen in das „Pura Vida“, die stressfreie Lebensart der Costa Ricaner.

Der Plan war gut, wenn da nur nicht dieser Regen und diese ständige Schwüle gewesen wären …

Sicht am Irazú: Fehlanzeige

Nach einer mühsamen Anreise via USA, einem ersten (teuren) Cocktail auf der Dachterrasse unseres Hotels in San José und einer vom Jetlag geprägten Nacht machten wir uns auf Richtung Osten und später Südosten.

Navi zeigt schlechtes Wetter an
Sogar das Navi zeigt Regenwetter an

Bereits in aller Herrgottsfrühe bekamen wir unser Mietauto. Mit Allrad. Ursprünglich hatten wir diese Empfehlung belächelt – im Laufe der Zeit wurde uns der Sinn allerdings klar. Die Straßenverhältnisse in Costa Rica sind … verbesserungswürdig. Gelinde ausgedrückt. Auf dieses Problem bekamen wir auch recht schnell einen ersten Vorgeschmack.

Als Erstes fuhren wir zum Nationalpark Irazú. Den hatten wir extra ausgesucht, da man vom höchsten und unberechenbarsten Vulkan Costa Ricas aus einen einzigartigen Blick auf beide Küsten – Karibik und Pazifik – hätte haben sollen. Das wird wohl genauso sein, wenn das Wetter mitspielt. Was es in unserem Fall nicht tat. Es regnete in Strömen. Mehr als ein paar Meter weit konnte man nicht sehen, von den Küsten und den herrlichen Stränden keine Spur. Dafür mussten wir zusätzlich zum Eintrittsgeld eine Parkgebühr bezahlen, obwohl wir nicht einmal parkten und nach fünf Minuten mangels Sicht wieder umdrehten. Ein Phänomen, das sich so ähnlich noch öfter wiederholen sollte. Costa Rica weiß, wie es an Geld von Touristen kommt.

Schlaglöcher und Hunde

Doch zurück zu den Straßen. Auf dem Weg zum Vulkan kam uns das Regenwasser auf der Fahrbahn wie ein kleiner Fluss entgegen. Ergänzt wurde der Hindernisparcours durch das eine oder andere Schlagloch und Ästen, die quer über der Straße lagen. Später auf dieser Reise sollten wir noch Schotterstraßen kennenlernen, die es nicht einmal erlaubten, 20 km/h „schnell“ zu fahren und auf denen es mehr Löcher – oder eher schon Gruben – gab als ebene Flächen. Straßenbeleuchtung existiert sowieso nicht. Nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs zu sein, grenzte daher eher an eine Kamikaze-Aktion, weswegen wir es weitestgehend vermieden. Und dann waren da noch die Hunde: In ganz vielen Gegenden liefen sie einfach auf oder neben der Straße herum und waren durch nichts zu vertreiben. Im Gegenteil, sie rannten auch gerne direkt vor das Auto. Ein Wunder, dass wir keinen überfahren haben.

Aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse und der Tatsache, dass es sowas wie Autobahnen nicht gibt, benötigt man in Costa Rica sehr viel Zeit, um von A nach B zu gelangen. Da kann es schon mal passieren, dass man für 30 Kilometer eine Stunde unterwegs ist. Und so kamen wir erst am Abend in Puerto Viejo, einem kleinen Ort an der Karibikküste an.

Puerto Viejo: Hippies, Brüllaffen und ein paar andere Tiere

Puerto Viejo ist eigentlich mehr eine Ansammlung von Häusern am Strand als ein richtiger Ort. Nicht wirklich schön, aber nicht hässlich. Stress hat man hier – wie eigentlich in ganz Costa Rica – nicht. Ein Platz für Hippies, Aussteiger und ein paar Urlauber plus Geschäfte, gute Lokale, Supermärkte und allem, was man sonst zum Leben braucht. Und obwohl nicht im Dschungel gelegen, gibt es hier allerlei Getier. Sogar einen verirrten Ameisenbären trafen wir an der Rezeption unseres Hotels an. In der Nacht konnten wir kaum schlafen, was weniger mit unserem Jetlag zu tun hatte als mit dem extrem lauten Gebrüll der Affen gleichen Namens und mit dem Regen, der sintflutartig auf das Dach knallte und einen ohrenbetäubenden Lärm machte. So hatten wir uns das nicht vorgestellt.

Porto Viejo Strand und Boote
Der Strand von Puerto Viejo

Der Regen sollte uns fast die ganze Reise hinweg begleiten, obwohl eigentlich keine Regenzeit war. Zumindest an den meisten Orten, wie uns in den diversen Hotels eifrig versichert wurde.

Nationalpark Cahuita

Vom angeblich herrlichen Karibikstrand hatten wir also nicht viel, aber nachdem man ja in Costa Rica nicht den ganzen Tag im Hotelzimmer sitzen kann, begaben wir uns in den Nationalpark Cahuita, direkt am Meer. Nicht ohne vorher ein nahrhaftes Frühstück mit dem Nationalgericht des Landes Gallo Pinto – also Reis mit Bohnen – kombiniert mit köstlichen Kochbananen genossen zu haben.

Reis und Kochbanane und Ananas auf einem Teller
typisches Frühstück in Costa Rica

Aufgrund des Regens konnten wir nur einen kleinen Teil des Nationalparks besichtigen (der Rest war sogar gesperrt). Bei Sonnenschein wäre er sicherlich spektakulär gewesen. Schade! Unsere Freunde, die Brüllaffen, machen sich wieder lautstark bemerkbar, sehen konnten wir sie nicht. In Cahuita gibt es unter anderem auch Nasenbären, Faultiere, die sich leider nicht recht zeigen wollten, und allerlei Vögel. Lustig waren ja eher die Menschen, die entweder von Kopf bis Fuß eingehüllt in Regenmontur oder nur mit Shorts und Flip Flops bekleidet herumstapften. Naja, Schlechtwetteraktivitäten sind in Costa Rica eben nicht vorgesehen. Man trotzt dem Regen einfach. Dieser Nationalpark verlangt übrigens keinen Eintritt, sondern nur eine kleine Spende. Das sollten wir sonst nirgends mehr erleben.

Strandabschnitt Cahuita Costa Rica
Strandabschnitt im Nationalpark Cahuita
Nasenbär in Cahuita
Nasenbär

Punta Uva

Später am Tag besuchten wir noch Punta Uva, einen hübschen Strandabschnitt, an dem sich hautsächlich Einheimische tummelten. Wenn man über einen Weg auf eine Art Klippe hinausgeht, hat man eine richtig schöne Aussicht. Die wäre noch besser, wenn man die Klippe auf der anderen Seite wieder hinuntergeht. Das haben wir ob des sehr glitschigen Weges allerdings lieber gelassen.

Punta Uva Strand
Strand in Punta Uva

Zu meiner großen Freude sah ich in Punta Uva mein erstes Faultier!!! Richtig gut fotografieren ließ es sich zwar nicht, aber immerhin habe ich es gesehen. Vielleicht hat man sich hier an die trägen Faultiere angepasst, denn in Punta Uva geht es sehr beschaulich zu. Selbst als plötzlich ein Baum krachend umfiel und im Wasser landete, schreckte das niemanden, geschweige denn, dass jemand nachgeschaut hätte, ob etwas passiert ist. Wäre wohl zu viel Stress. Und das Wetter war ja eh schon schlecht. Vielleicht gehört ja diese ausgeprägte Form von Resilienz auch zum vielgerühmten „Pura Vida“.

Faultier in Costa Rica
Ein Faultier erobert einen Baum

Diese beiden Wörter kann man übrigens für fast alles verwenden: hallo, wie geht’s dir?, mir geht’s gut, danke, bitte, auf Wiedersehen. Sehr praktisch!

Jaguar Rescue Center – Hilfe für in Not geratene Tiere

Wer viele Tiere, die in der freien Wildbahn eher schwer zu sehen sind, genauer betrachten will, der ist im Jaguar Rescue Center richtig, das wir noch vor unserer Weiterfahrt besichtigten. Gegründet von einer Spanierin und einem Italiener, hat sich die Tierauffangstation mittlerweile zu einer Anlaufstelle für kranke und verletzte Tiere entwickelt. Viele können glücklicherweise in einem eigens angekauften Gebiet wieder ausgewildert werden. Jene, bei denen das nicht gelingt, kann man im Rahmen einer Führung aus der Nähe betrachten. Und eine solche zahlt sich wirklich aus. Wir haben dabei zum Beispiel erfahren, dass Faultiere, wie das mit dem klingenden Namen John Lemon, gar nicht wirklich faul sind. Nein, sie sind einfach effizient, denn ein wöchentlicher Toilettengang reicht für sie völlig aus. Apropos Toilette: Auf jener der Auffangstation kann man auch schon mal einen Tukan antreffen … Ansonsten gibt es in speziellen Gehegen noch Aras, ein Krokodil, Schildkröten, ein Ozelot etc.

Schildkröte
Schildkröte

Mein Fazit zu Puerto Viejo und Umgebung: sehenswert, aber idealerweise bei Sonnenschein …

Seit 2024 schreibt Sonja als Gastautorin auf dem Blog der Reisebloggerin. Als PR-Profi und Ghostwriter beruflich eher sachlich unterwegs, genießt sie es, wenn sie hier auch über ihre Lieblingsspeisen oder unnützes Wissen berichten kann. Bisherige Lieblingsländer: Marokko, Island und Kanada. Sinnlosestes Wort in ihrem Wortschatz: Sää, das finnische Wort für „Wetter“. Sie liebt Fish & Chips mit kanadischem Wildlachs und hasst französische AusternZweiteres kann die Reisebloggerin übrigens nicht nachvollziehen.

Weiter geht Sonjas Rundreise durch Costa Rica: Im Regenwald, da regnet’s halt

Noch mehr Reiseberichte zu Costa Rica

Meine Reiseberichte aus dem Jahr 2016 habe ich hier aufgelistet:
Nationalpark Rincon de la Vieja
Coffeetour Costa Rica
La Fortuna
Schokoladentour Costa Rica
Mit der Seilbahn durch den Regenwald
Maquenque Eco Lodge

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4 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Amaruq Adventures am 11/03/2025 um 13:57

    Danke für die Inspirationen! Costa Rica ist auch noch ein großer Traum von uns.

    Liebe Grüße
    Melina

  2. Veröffentlicht von Julia am 17/03/2025 um 13:51

    Den Hype um Puerto (nicht Porto) Viejo hab ich auch nicht verstanden. Cahuita fand ich wunderschön – das ist ja super doof gelaufen mit dem Wetter :(.
    LG, Julia

    • Veröffentlicht von Reisebloggerin am 20/03/2025 um 18:00

      Danke fürs Korrekturlesen, ich habs ausgebessert. Gudrun

  3. Veröffentlicht von Jens am 17/03/2025 um 23:24

    Hallo Sonja,
    wir haben vor kurzem 3 Monate in Costa Rica gelebt und sind jedes Wochenende irgendwo anders hingefahren. Natürlich auch mehrmals an die Karibikküste und wir fanden es wunderschön, fast überall. Natürlich hatten wir auch viel Regen. In San José sogar jeden Nachmittag, aber wir haben uns eigentlich gut daran gewöhnt. Vielleicht hattet Ihr mit dem Wetter aber auch besonders viel Pech. Für uns war Costa Rica einfach nur ein Traumland, auch wenn alles recht teuer ist, bis auf die preiswerten Sodas, auch wenn die Straßen immer kaputt und übervoll sind und Nachtfahrten wirklich schwierig sind. Wir sehnen uns noch heute sehr dorthin zurück. Die vielen herrlichen Nationalparks, die vielen Tiere, die es zu bestaunen gibt, die vielen netten Menschen, die wir kennen gelernt haben. Ich hoffe, Du gibst diesem kleinen hübschen Land irgendwann noch einmal eine zweite Chance!
    Herzliche Grüße, Jens

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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

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Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.

Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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