Bücher über Triest: Spaziergänge, Krimis und literarische Liebeserklärungen
Triest ist eine Stadt, die man nicht nur bereisen, sondern auch erlesen kann. Kaum ein anderer Ort vereint so viele kulturelle Einflüsse, politische Umbrüche und literarische Stimmen auf so engem Raum. Für meine eigene Reise habe ich mich nicht nur mit Reiseführern eingedeckt – sondern auch mit einer ganzen Bibliothek an Büchern über Triest.
Was ich gelesen, entdeckt und geliebt habe, möchte ich in diesem Artikel teilen – vielleicht als Inspiration für euren nächsten Lesesommer oder eine literarische Reise an die Adria.

Literarische Spaziergänge durch Triest
Mauro Covacich: Triest verkehrt. 15 Spaziergänge in der Stadt des Windes
(Wagenbach Verlag)
Dieses Buch ist mein Favorit! Covacich, selbst Triestiner, nimmt uns mit auf 15 Spaziergänge durch seine Stadt – zu bekannten Orten und versteckten Winkeln. Was das Buch besonders macht: Der Autor verbindet Geschichte mit persönlichen Erinnerungen, als würde er ein Geheimnis mit uns teilen. Ein Buch zum Immer-wieder-Lesen.

Susanne Schaber: Lesereise Triest
(Picus Verlag)
Die bekannte Picus-Reihe enttäuscht selten. In diesem Band versammelt Schaber 12 kurze Episoden, die sich um Triest drehen. Für mich persönlich war wenig Neues dabei – dennoch bietet das Buch einen guten Einstieg für Neugierige, die literarisch in die Stadt eintauchen wollen.

Claudio Magris & Angelo Ara: Triest. Eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa
(dtv)
Ein Klassiker über die multikulturelle und vielsprachige Vergangenheit Triests. Magris zeigt, wie sehr Literatur und Geschichte hier miteinander verwoben sind – ein Buch für alle, die sich tiefer in den mitteleuropäischen Kontext einlassen wollen.
Triest zum Schmecken und Träumen
Veit Heinichen & Ami Scabar: Triest – Stadt der Winde
(sanssouci)
Eine ungewöhnliche Mischung aus Stadtporträt, Anekdoten und Rezepten – aber sie funktioniert! Heinichen, bekannt für seine Krimis, und Scabar, Köchin und Gastronomin, liefern ein atmosphärisches Buch voller Geschichten und Genüsse. Ich mochte besonders die Mischung aus Kulinarik und Lokalkolorit, eines der spannendsten Bücher über Triest.

Krimis mit Schauplatz Triest
Günter Neuwirth: Dampfer ab Triest
(Gmeiner Verlag)
Bekommt Comissario Laurenti Konkurrenz? Nicht wirklich! Autor Günther Neuwirth lässt seinen Inspector Bruno Zabini bereits im Jahr 1907 auf Verbrecherjagd gehen. Und damit fallen die drei bisher erschienen Bücher in dieser Reihe nicht nur unter unterhaltsame Krimilektüre, sondern gelten durchaus auch als historische Romane.
Sie beleuchten die Zeit als Triest zur Habsburger-Dynastie gehörte. Neben diesen Einblick in die politische Zeitgeschichte geht es dem Autor auch um Klassenunterschiede, Emanzipation und den neuesten Errungenschaften der Kriminaltechnik.
Der Roman punktet mit historischem Flair, Einblicken in soziale Umbrüche und kriminaltechnischen Details der damaligen Zeit. Und ja: Ich fand’s kurzweilig.
Das Buch ist übrigens der Auftakt zu einer Serie um den sympathischen Ermittler Bruno Zabini. Die weiteren Titel lauten:
Caffè in Triest (2022)
Zabini ermittelt in einem Bandenkrieg, der durch einen perfiden Plan eines eifersüchtigen Dandys ausgelöst wird.
Sturm über Triest (2023)
Während der Scirocco über Triest weht, wird ein Schiffsbauingenieur tot aufgefunden – ein Fall, der internationale Geheimdienste auf den Plan ruft.
Südbahn nach Triest (2024)
Eigentlich wollte Zabini Urlaub in Wien machen, doch ein Mordfall mit Verbindungen nach Triest holt ihn zurück in die Ermittlungen.
Wettlauf in Triest (2025)
Im Umfeld des großen Derbys im Ippodromo di Montebello wird eine Leiche gefunden. Zabini muss sich mit zwielichtigen Buchmachern und Kleinkriminellen auseinandersetzen.

Christian Klinger: Ein Giro in Triest
(Picus Verlag)
Der Kriminalroman und besonders die Hauptfigur Gaetano Lamprecht hat mich doch ein bisschen an die Krimis von Günter Neuwirth erinnert. Ein gutaussehender, mehrsprachiger und hitzköpfiger Inspektor, der wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte mitsamt seiner Familie in Triest landet. Thronfolger Franz Ferdinand wird in Sarajewo wird erschossen, noch ist der erste Weltkrieg nicht ausgebrochen und in der Stadt herrschen angespannte Zeiten. Leider sind manche durchaus spannende Figuren und Konstellationen nur angedeutet.
Auch Christian Klinger hat noch weitere Krimis rund um seinen Inspektor geschrieben. Die Titel lauten Die Geister von Triest und Eine Corsa in Triest.
Veit Heinichen: Der Meister der Triest-Krimis
Wenn es um Krimis in und aus Triest geht, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Veit Heinichen. Der gebürtige Deutsche lebt seit vielen Jahren in Triest und hat mit seiner Krimireihe rund um Commissario Proteo Laurenti nicht nur eine literarische Figur, sondern ein ganz eigenes Bild der Stadt erschaffen. In seinen Romanen geht es nicht nur um Verbrechen, sondern auch um Politik, Wirtschaft, Macht und menschliche Abgründe – stets verwoben mit den Stimmungen und Schauplätzen Triests.
Was ich an Heinichens Büchern schätze: Seine Ermittlungen führen oft an die Abgründe Europas, seine Figuren sind vielschichtig und seine Sprache ist klar und schnörkellos. Wer Triest atmosphärisch und spannend zugleich erleben will, ist bei ihm genau richtig.
Mein Tipp: Wer die Reihe noch nicht kennt, sollte unbedingt mit dem ersten Band Gib jedem seinen eigenen Tod beginnen – so lernt man Commissario Laurenti und „sein“ Triest von Grund auf kennen. Natürlich kann man die Fälle auch einzeln lesen, aber die Entwicklung der Figuren entfaltet sich am besten in der richtigen Reihenfolge.
Die Commissario-Laurenti-Krimis in Reihenfolge des Erscheinens inkl. Erscheinungsdatum:
- Gib jedem seinen eigenen Tod (2001)
- Die Toten vom Karst (2002)
- Tod auf der Warteliste (2003)
- Der Tod wirft lange Schatten (2005)
- Totentanz (2007)
- Die Ruhe des Stärkeren (2009)
- Keine Frage des Geschmacks (2011)
- Im eigenen Schatten (2013)
- Die Zeitungsfrau (2016)
- Scherbengericht (2017)
- Entfernte Verwandte (2021)
Viele der Romane wurden übrigens fürs Fernsehen verfilmt – in den Hauptrollen Henry Hübchen als Commissario Laurenti und Barbara Rudnik als seine Frau.
Weitere Bücher über Triest
- Wolfgang Salomon: Triest abseits der Pfade
Wolfgang Salomon hat nicht nur Bücher über Venedig geschrieben, sondern zeichnet sich auch für diesen speziellen Reiseführer über Triest aus. Ich empfehle es allen, die die Stadt jenseits der Touristenrouten erkunden wollen. - Britta Ramhapp: Triest (Reiseführer mit persönlichen Tipps)
- Georges Desrues: Triest für Fortgeschrittene
Ein Stadtporträt, das sich besonders an Wiederkehrer richtet.

Ob Krimi, Essay, literarischer Spaziergang oder kulinarisches Porträt – Triest ist eine Stadt der Geschichten. Wer sie lesend erkundet, entdeckt mehr als nur schöne Fassaden und Kaffeehäuser. Vielleicht ist das ja genau das, was diese Stadt so besonders macht: dass sie nie ganz greifbar ist, aber immer lesenswert.

GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.