4 Tage auf Zypern – mein Kurztrip im Februar
Im Februar 2024 war es in Wien nass, grau und kalt – genau der richtige Zeitpunkt, um zu sagen, so jetzt reicht es aber! Normalerweise fliege ich nicht für nur vier Tage irgendwohin, doch diesmal sollte es eine spontane Auszeit werden. Mein Plan: 4 Tage auf Zypern, eine Insel, die ich bisher nur vom Hörensagen kannte.

Ankunft in Larnaka
Schon der Start verlief etwas anders als geplant: Just an unserem Reisetag streikte die Fluglinie. Entsprechend spät kamen wir in Larnaka an – hungrig und leicht nervös, ob wir um Mitternacht noch etwas zu essen finden würden. Doch der Zufall meinte es gut mit uns: In einem Restaurant, das gerade eine Familienfeier ausrichtete, platzten wir mitten ins Geschehen. Statt genervter Blicke wurden wir herzlich begrüßt, mit Livemusik empfangen und bestens bewirtet. Mein erster Eindruck von Zypern: gastfreundlich und voller Lebensfreude.

Unterwegs ohne Mietwagen
Ursprünglich wollten wir ein Auto mieten, doch unser Hotel in der Altstadt von Larnaka lag so günstig, dass wir kurzerhand umplanten. Die Bushaltestelle war gleich um die Ecke, und so entschieden wir uns, die Insel mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Für 4 Tage auf Zypern erwies sich diese Entscheidung als perfekt. Die Busse waren pünktlich, günstig und erstaunlich komfortabel.

Larnaka entdecken
Larnaka hat mich sofort mit seiner entspannten Stimmung gepackt. Die Stadt ist nicht groß, man kann alles wunderbar zu Fuß erkunden – vom Meer bis in die Altstadt sind es nur ein paar Schritte. Zwischen Palmen, kleinen Cafés und der Promenade weht dieser leichte Mittelmeerwind, der einem sofort Urlaub ins Gesicht bläst.

Das Kastell und die Uferpromenade
Direkt an der Uferpromenade steht das Kastell von Larnaka, eine alte Festung, die früher die Stadt vor Angriffen vom Meer schützen sollte. Heute kann man durch die Mauern spazieren und im kleinen Mittelaltermuseum Schwerter, Rüstungen und Keramiken aus längst vergangenen Zeiten bestaunen. Ich fand den Blick von oben auf die Bucht besonders schön – und wer im Sommer hier ist, kann im Burghof sogar Theateraufführungen unter freiem Himmel erleben.

Die Agios-Lazaros-Kirche
Ein paar Straßen weiter wartet schon das nächste Highlight: die Agios-Lazaros-Kirche. Sie stammt aus dem 9. Jahrhundert und ist eines der beeindruckendsten Bauwerke Zyperns. Innen funkelt und glitzert die Ikonostase, und es duftet nach Weihrauch und Kerzen. Der Legende nach wurde Lazarus – ja, genau der, den Jesus von den Toten auferweckte – hier begraben. Kein Wunder also, dass die Kirche für viele Zyprer ein ganz besonderer Ort ist. Gleich daneben gibt es ein kleines Museum mit religiösen Schätzen aus vergangenen Jahrhunderten.


Das Pierides-Museum
Wer noch ein bisschen mehr über die Geschichte der Insel erfahren möchte, sollte dem Pierides-Museum einen Besuch abstatten. Es ist das älteste Privatmuseum Zyperns und wird bis heute von der Familie Pierides geführt. In den hübschen Räumen eines alten Stadthauses werden Ausstellungsstücke aus der Frühgeschichte, der Römerzeit und dem Mittelalter gezeigt – dazu gibt’s traditionelles Kunsthandwerk und farbenfrohe Trachten. Ich mochte die gemütliche Atmosphäre, fast so, als würde man in einem Privathaus auf Schatzsuche gehen.

Nikosia – die geteilte Stadt
Die Busfahrt von Larnaka nach Nikosia dauerte nicht lange, doch angekommen fühlte es sich an, als hätte man eine andere Welt betreten. Ich muss ehrlich gestehen: Ich wusste gar nicht, wie viele Namen diese Stadt hat! Nikosia, Lefkosia, Ledra – jede Bezeichnung trägt eine Geschichte in sich. Der griechische Name Lefkosia stammt vermutlich vom alten „Leukousia“, der „Weißen Stadt“, während Nikosia die Form ist, die sich im Ausland eingebürgert hat.
Heute ist Nikosia die letzte geteilte Hauptstadt Europas – und man spürt diese Trennung, auch wenn man sie nicht immer sieht. Eine sichtbare Linie zieht sich durch die Stadt, bewacht, vermint, politisch aufgeladen. Und doch geht das Leben weiter. Ich finde es ehrlich gesagt traurig, dass diese Grenze noch existiert. Aber gleichzeitig beeindruckt mich, wie selbstverständlich die Menschen hier den Alltag meistern – mit einer Gelassenheit, die fast ansteckend ist.

Kaffeehauskultur und venezianische Mauern
Wir nahmen das Sightseeing nicht allzu ernst, ließen den Stadtplan bald in der Tasche verschwinden und taten es den Zyprioten gleich: Wir saßen stundenlang in Kaffeehäusern, beobachteten die Schachspieler an den Nachbartischen, bestellten noch einen Espresso und ließen die Sonne zwischen den venezianischen Mauern tanzen.
Natürlich sahen wir uns auch um – die Faneromeni-Kirche mit ihren ionischen Säulen, das Liberty Monument, das an den Kampf um Unabhängigkeit erinnert, und das Famagusta Gate, das einst in Richtung Meer führte und heute ein Kulturzentrum ist. Entlang der Ledra Street spürt man die Geschichte der Teilung – die Straße endet abrupt an der Grenze, dort, wo Polizisten wachen und Schilder an die „Green Line“ erinnern.


Durch die verlassene Altstadt
Doch je länger wir durch die Altstadt schlenderten, desto mehr fiel mir auf, dass viele Geschäfte leer standen, Schaufenster staubig waren, Türen verriegelt. Manche Gassen wirkten fast verlassen, als hätte die Zeit hier eine Pause eingelegt. Es waren schöne Fotomotive, keine Frage – verwitterte Fassaden, alte Schriftzüge, das Spiel von Licht und Schatten. Und doch blieb dieses Gefühl, dass nicht mehr viele Menschen in Nikosia wohnen, zumindest nicht in der Altstadt.
In den Gassen von Laiki Geitonia duftete es allerdings nach Kaffee und Süßgebäck, in den kleinen Läden stapelten sich handgemachte Seifen, Stickereien und Lederwaren. Und überall – auf Fensterbänken, Mauern, Stühlen – dösten die Katzen von Nikosia, als gehörte ihnen die Stadt ganz allein.
Vielleicht ist das das Geheimnis dieser Stadt: Sie ist ruhig und widersprüchlich zugleich, zerrissen und doch lebendig. Und wenn man sich einfach treiben lässt, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, versteht man ein bisschen, wie Nikosia tickt.



Limassol
Unser letzter Stopp auf Zypern führte uns nach Limassol. Wir schwankten mit unserer Entscheidung zwischen Paphos und den Bergen, entschieden uns dann aber aus Zeitgründen für den Bus ans Meer. Gleich nach der Ankunft zog es uns an den Hafen – dorthin, wo die Sonne auf die Yachten fällt. Wir fanden einen Tisch mit Blick aufs Wasser, bestellten einen Kaffee und sahen zu, wie Sonnenhungrige Selfies machten, Kinder die Möwen fütterten und Yachtbesitzer damit beschäftigt waren, ihre Boote zu polieren.

Später streiften wir durch die Altstadt, vorbei an alten Häusern, in denen sich verschiedene Architekturstile mischen – Spuren von Kreuzfahrern, Venezianern und Osmanen, die alle ihre Zeichen hinterlassen haben. An manchen Ecken überraschten uns großflächige Wandmalereien: farbenfrohe Porträts, surreale Figuren, poetische Schriftzüge. Die Street Art von Limassol bringt Farbe auf bröckelnde Fassaden und verleiht der Stadt eine kreative, fast rebellische Energie.



Kulinarische Entdeckungen auf Zypern
Zypern schmeckt nach Sonne, Meer und einem Hauch Orient. Die Küche ist ein Mosaik aus griechischen, türkischen und nahöstlichen Einflüssen – eine wunderbare Mischung aus vertraut und exotisch. Ich habe während meiner 4 Tage auf Zypern schnell gelernt, dass man hier nicht einfach isst, man genießt. Besonders Mezze, eine Abfolge unzähliger kleiner Gerichte, die nie zu enden scheinen: Halloumi, Tzatziki, Hummus, Taramosalata, Oliven, Sheftalia – kleine, saftige Würstchen – und würzige Souvla, große Fleischspieße vom Grill.
An der Küste wiederum gibt es Fisch, der über Holzkohle gegrillt und mit Zitronenkartoffeln serviert wird. Wer Fleisch liebt, sollte Kleftiko probieren – langsam gegartes Lamm aus dem Lehmofen, das förmlich auf der Zunge zergeht. Zum Abschluss locken süße Versuchungen: Baklava mit Honig und Nüssen, Loukoumades, die goldenen Teigkugeln im Sirup, oder kandierte Früchte, die man zum Kaffee reicht. Und manchmal, spät am Abend, gönnt man sich ein Glas Commandaria, den bernsteinfarbenen Dessertwein, der auf der Insel seit Jahrhunderten gekeltert wird. Und auch das lokale Bier trinkt sich leicht und bekömmlich.


Abschied von Zypern
Vier Tage sind nicht viel, um eine Insel kennenzulernen – und doch reicht diese kurze Zeit, um sich in ihr zu verlieren. Zypern hat mich nicht mit großen Sehenswürdigkeiten beeindruckt, sondern mit kleinen Momenten: mit dem Duft nach Orangenblüten am Morgen, mit dem leisen Miauen einer Katze, die mir durch eine enge Gasse folgte, und mit der Wärme eines Lächelns, das keine Sprache braucht.
Vielleicht ist das das Geheimnis von Zypern: Es ist kein Ort, den man abhaken kann, sondern einer, den man fühlt. Eine Insel, die sich nicht aufdrängt, sondern einlädt. Ich hätte gerne noch Paphos und das berühmte Troodos-Gebirge gesehen, doch vier Tage auf Zypern sind einfach zu kurz, um alles zu entdecken. Aber vielleicht ist das gut so – denn so bleibt ein Grund, wiederzukommen.

GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.